Die sowjetische Repatriierungskommission kritisiert die angeblich zu reichliche Verpflegung im Interniertenlager Vaduz


Bericht des F.L. Sicherheitskorps an die Regierung, nicht gez. [1]

25.9.1945

Verpflegung der Internierten in Vaduz

Der Gefertigte wurde heute auf 11 Uhr zur russischen Kommission in das Hotel Adler bestellt. Die Kommmission erkundigte sich über die Verpflegung der Internierten und es wurde ihnen beiliegende Aufstellung vorgelegt.

Die Kommission erklärte, die Verpflegung sei zu reichlich und dies sei ein Grund, weshalb die Leute nicht von hier wegfahren wollen. Besonders Brot bekämen sie zu viel. In der Schweiz seien die zurückgebliebenen Internierten auch nicht so gut gehalten.

Die Kommission sagt nun, dass man den Leuten die kleineren Rationen geben soll, so wie in der Schweiz. Sie hätten von Moskau den Auftrag, solange in Vaduz zu bleiben, bis alle Sowjetangehörigen von hier abgereist seien.

Es wurde ihnen erklärt, dass wir hier die Leute nicht hungern lassen können und die Sache von der fürstlichen Regierung geprüft werde.

1 Beilage [2] 

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[1] LI LA RF 230/043s/102. E.Nr. 771.
[2] LI LA RF 230/043s/101, Lebensmittelzuteilung pro Person und Tag, 25.9.1945:
Milch 4 dlt. Vollmilch für Frauen
Magermilch ½ Liter für Herren oder 1 dlt Vollmilch
Brot 500 gr.
Kartoffeln 400 gr.
Fleisch 50 gr. zweimal wöchentlich
Eier 4 Stück pro Monat
Fett 18 gr.
Käse 40 gr. Magerkäse
Suppeneinlage 20 gr.
Zucker 16 gr.
Für Kranke Sonderzuteilung nach ärztl. Verordnung
Kaffee und div. Gemüse