Alfred Schaie (Rotter) und dessen Frau Gertrud verunglücken auf der Flucht vor Nationalsozialisten in der Erblerüfe


Amtsvermerk von Richter Julius Thurnher [1]

5.4.1933

Es wird von Feldkirch telephonisch gemeldet, dass der Deutsche Wagen in Götzis von der Gendarmerie angehalten und dass die Insassen beim Land Landesgericht Feldkirch eingeliefert wurden.

Fritz Rotter [2] hatte nach der telephonischen Mitteilung nicht gewusst, was mit seinem Bruder [3] und den beiden Frauen [4] geschehen war. Die Frau [Julia] Wolf war in der Erblerüfe gefunden worden, sie war abgestürzt und verletzt. Man brachte sie auf die Samina.

8 Uhr 45 Minuten wird von Masescha telephoniert. Es seien von Jäger Eberle Alfred Rotter und seine Frau in der Erblerüfe tot gefunden worden.

Die Gerichtskommission begab sich nach Masescha. Hier war nun folgendes inzwischen bekannt geworden. Frau Wolf habe angegeben, sie sei zusammen mit dem Ehepaar Alfred Rotter, als sie sich aus dem Überfall losmachen konnten, geflüchtet und dann beim Stalle von Gaflei gerade hinunter über die Wiesen gerannt. Nämlich dort droben auf der Strasse sei noch ein Mann gestanden, da hätte sie geglaubt, es seien noch weitere Leute vorhanden, die sie etwa noch verfolgen wollten.

Sie seien dann den steilen Hang gerade hinunter, dass sie damals noch verfolgt worden seien, könne sie nicht sagen. Sie sei dann etwas mehr nach rechts gekommen, die Rotters seien mehr links gegangen. Wie sie den Alfred Rotter zuletzt gesehen habe, sei er bereits den steilen Hang hinunter gerollt und gleich darauf habe sie noch einen Schrei der Frau Rotter zu hören geglaubt. Sie selbst sei weiter unten dann gleichfalls gestürzt.

Es wurden bereits auch in der Richtung der Flucht vom Stalle hinunter gegen die Felsen, wo die Eheleute Rotter stürzten, eine Reihe von Gegenständen gefunden, so eine Tasche und eine Reihe von Geldnoten, ferner auch ein Herrenhalbschuh des Alfred Rotter. Dieser Steilhang mündet nach den Angaben dieser Finder in die Felsen und dort sind sie hinuntergestürzt in die dort befindliche Rüfe.

Die Kommission begab sich dann von Masescha aus an Ort und Stelle, durch das Vorder-Provatschenk in die Rüfe hinein. Die Leichen liegen etwa 70 Meter vom Weg aufwärts mitten im Steingeröll, in der Rüfe, drei Meter auseinander. Alfred Rotter oben auf dem Gesicht auf den Steinen.

Der beigezogene Arzt Dr. F. Batliner stellt den Tod der beiden fest. Die Leichen wurden sohin nach Masescha gebracht.

[...] [5]

 

 

 

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[1] LI LA J007/S066/043/005.
[2] Fritz Schaie.
[3] Alfred Schaie.
[4] Gertrud Schaie und Julia Wolf.
[5] Es folgt ein kurzer Amtsvermerk vom 6. April 1933 betreffend den Fund von Gegenständen aus dem Besitz der verunglückten Eheleute Schaie (Rotter).