Die Anbeterinnen des Kostbaren Blutes bitten die Gemeinde Balzers, ihnen das Haus Gutenberg zu verkaufen


Schreiben der Anbeterinnen des Kostbaren Blutes, gez. Oberin Paulina Schneeberger, an die Gemeindevorstehung Balzers (Kopie) [1]

18.10.1933, Balzers

Vertrauensvoll erlaubt sich die Oberin der Schwestern, Anbeterinnen des Kostbarsten Blutes, Institut Gutenberg, der Gemeindevertretung gegenüber eine Aussprache, betreffend den Kauf des Gutes Gutenberg.

Wir Schwestern bitten die Gemeindevorstehung Balzers, uns das Gut Gutenberg, um denselben Preis zu überlassen, um den Sie dasselbe von Seiner Durchlaucht, dem Fürsten Johann II. kauften. [2] Als gerechte Gründe unserer Bitte führen wir folgende an:

  1. Die Gemeinde Balzers wolle das Glück, Schwestern in ihrer Mitte zu haben, deren Aufgabe es ist, für das Wohl der Gemeinde zu beten & Gottes Schutz & Segen auf dieselbe herabzuflehen, sowie Unglück abzuhalten, nicht zu gering achten. In andern Gegenden und Ländern baut man in dieser Absicht Klöster & lässt Schwestern kommen, einzig & allein, damit diese für Stadt oder Land beten. Balzers hat dieses Glück schon mehrere Jahre, ohne vielleicht je daran zu denken, welche Wohltat dies für die Gemeinde ist.
  2. Da wir Schwestern jetzt gute, theoretisch & praktisch gebildete Krankenpflegerinnen haben, übernehmen wir gerne die Pflege der Kranken in der Gemeinde. Die Heranbildung der Krankenpflegerinnen kostet das Mutterhaus Zeit & Geld.
    Welche Wohltat es für eine Gemeinde ist, Schwestern für die Pflege der Kranken zu haben, die man jederzeit, bei Tag & Nacht rufen kann, kann nie genug geschätzt werden. Der beste Beweis dafür bietet die Schweiz, besonders aber Österreich & Deutschland, wo man fast in allen grösseren Gemeinden 2 bis 3 Schwestern für die Pflege der Kranken findet. Die Gemeinde stellt den Schwestern das Haus vollständig möbeliert, sorgt für Licht, Heizung & Wasser.
    Als Bezahlung erhält jede Schwester monatlich Fr. 50.-, in Österreich Schilling 60.- bis 100.-, in Deutschland RM. 50.- bis 100.-, welche an das Mutterhaus gezahlt werden. Für den Lebensunterhalt bekommt jede Schwester monatlich Fr. 25.- in Österreich Schilling 25.- bis 50.-, in Deutschland RM 30.-, dazu bekommt jede Schwester jährlich ein paar neue Schuhe, sowie das Flicken der Schuhe.
    Dies bieten wir der Gemeinde Balzers alles frei, wenigstens für eine Dauer von Jahren.
    Man rechne nun dies für zwei Schwestern auf 10 bis 15 Jahre aus & sehe, welche Summe sich ergibt, die man zur Verkaufsumme zählen wolle.
  3. Das Haus Gutenberg ist sehr baufällig, braucht grosse Reparaturen, die wieder grosse Ausgaben erfordern.
  4. Wir Schwestern sind arm, haben keine Kapitalien, wie man vielleicht glaubt, jedoch haben wir stets alle Schulden bezahlt & werden dies auch mit Gottes Hilfe weiter tun.

Die Herren Gemeindevorsteher, an die wir uns mit unseren offenen Aussprache wenden, wollen unsere Bitte & Gründe dafür berücksichtigen.

Wir sprechen zu christlichen Familienvätern, die das Gebet & Opfer der Ordensleute für die Gemeinde & das Wohl ihrer Familien achten & ehren & hoffen wir, zu Ehren der Gottesmutter auf eine gütige Antwort. [3]

Hochachtungsvoll 

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[1] LI LA RF 145/186/003.
[2] Zum Kauf des Hauses Gutenberg durch die Gemeinde Balzers vgl. LI LA RE 1924/2434; LI LA RE 1925/0143; LI LA RE 1925/0909.
[3] Der Verkauf kam nicht zustande, da sich die Schwestern und die Gemeinde Balzers nicht über den Kaufpreis einigen konnten (LI LA RF 145/186/019).