Der Landtag debattiert über Massnahmen zur Senkung der Arbeitslosigkeit (Notstandsarbeiten)


Protokoll der öffentlichen Landtagssitzung, gez. Landtagspräsident Anton Frommelt [1]

3.2.1932

Risch Ferdi: weist darauf hin, dass einige Unternehmer am fertig machen seien und es werden dann wieder mehr Arbeiter beschäftigungslos. Es sollten unbedingt weitere Arbeiten in Angriff genommen und möglichst rasch ausgeschrieben werden, um noch mehr Arbeiter beschäftigen zu können. Es seien jetzt noch ca. 2-300 Arbeiter arbeitslos, die nicht beschäftigt werden können. Das Wetter aber sei nie günstiger. In Triesenberg sei eine Arbeit angefangen worden und es sollte getrachtet werden, dieselbe zur Ausführung zu bringen. Anscheinend sei man wieder mit den Bodenbesitzern auf Widerstand gestossen. Im Interesse der Arbeitsbeschaffung und im Hinblick auf das sehr günstige Wetter sollten solche Arbeiten beschleunigt werden. Ich weiss, dass sowohl Reg.Chef [Josef Hoop] wie Landestechniker [Josef Vogt] letzthin krank waren, aber in den nächsten Tagen muss etwas vorgekehrt und solche Arbeiten beschleunigt werden. Es sollte dem Bauamt Weisung erteilt werden.

Hoop Fr. [Franz Xaver]: unterstützt den Vorredner, es sei doch genügend Arbeit vorhanden und man sollte weitere Strecken zur Vergebung ausschreiben.

Reg.Chef [Josef Hoop]: erwähnt, dass im letzten Monat Hochbetrieb gewesen sei, da gegen 70'000 Fr. in diesem Monat für Bauzwecke aufgegangen sei. Man stosse aber auch verschiedentlich auf Widerstand, so in Vaduz und auch in Triesenberg, wo zwei Bodenbesitzer zuerst die Erstellung des Tunnels [2] forderten. Nach Ruggell werde in den nächsten Tagen eine Besichtigung vorgenommen und es werde dort weitere Arbeitsgelegenheit geschafft werden, damit keine Arbeiterentlassung Platz greifen müsse. Ferner werden weitere Arbeiten, so beim Scheidgraben, die Strassenverlegung im Forst in Schaan und dergl. mehr in Angriff genommen werden. Zwischen Triesen und Balzers ist eine Akkordarbeit von ca. 14'000 Fr. vergeben worden und in den nächsten Tagen wird ein gleich grosser wieder zur Ausschreibung kommen. Es geschieht unsererseits, was irgendwie möglich ist. Wenn verschiedene Arbeiten nicht im wünschbaren Umfange in Angriff genommen werden können, so liegt das am Mangel an Personal, weil unsere technischen Kräfte nicht nachkommen. Und wenn man wieder einen Schreiber anstellt, dann wettert eine Zeitung wieder von Aufbau, das ist etwas Unverschämtes. Ich versichere die Herren Abgeordneten, dass wir nichts ausseracht lassen werden, die Arbeiten zu beschleunigen.

Risch F.: Ich zweifle nicht am Willen der Regierung und sehe ein, dass es noch mehr Baukräfte braucht. Wenn einer ein halbwegs vernünftiger Redakteur ist, kann er das doch nicht rügen.

Reg.Chef: Da haben die Herren Abgeordneten eine Ahnung von der Vernunft der Redakteure.

Risch F.: Aber eine solche Zeitung nimmt man doch allseits nicht mehr ernst.

Die Herren Abgeordneten ziehen sich ins Konferenzzimmer zurück.

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[1] LI LA LTP 1932/038 (b).
[2] Es handelt sich um den Bau des Tunnels Gnalp-Steg, vgl. etwa LI LA LTP 1932/034: In der öffentlichen Sitzung vom 20. Jänner 1932 beschloss der Landtag einstimmig die Ausarbeitung eines diesbezüglichen Projektes sowie eines Kostenvoranschlages.