Michel Rad, Landrichter in Rankweil, entscheidet in einem Nutzungsstreit auf Valüna zwischen der Gemeinde Triesen und Ludwig von Brandis: Dieser darf Vieh auf die Alp treiben, muss aber die damit verbundenen Lasten tragen.


27. Juni 1493

Nachdem am 8. April 1493 die beiden Konfliktparteien, Ludwig von Brandis, vertreten durch Jörg Erni von Göfis, und die Gemeinde Triesen, vertreten durch Heinrich Zechender von Kalchern, vor dem Landrichter in Rankweil, Michel Rad, ihre auf die durch Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans 1378 ausgestellte Verkaufsurkunde der Alp Valüna sich stützenden Argumente pro und contra betreffend die durch Ludwig von Brandis in Anspruch genommenen Auftriebsrechte in diese Alp vorgebracht haben, wird nach Vertagung des Gerichts am 27. Juni unter dem Vorsitz von Uli Gut von Rankweil der Gemeinde Triesen und den als Vertretern ihres Bruders Ludwig vor Gericht erschienenen Sigmund und Hans Nikolaus von Brandis das vom Gericht beschlossene Urteil verkündet. Die vorgelegte Verkaufsurkunde soll weiterhin gültig sein. Ludwig von Brandis ist jedoch als Hofbesitzer in Triesen berechtigt, gleichviel Stück Vieh auf die Alp Valüna zu treiben wie derjenige der übrigen Alpgenossen, der am meisten Vieh auftreibt, er ist aber auch verpflichtet, die mit dem Alpauftrieb verbundenen Lasten zu übernehmen. [1]

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[1] Or. (A), GA T U22 – Pg. 56,6 / 76,3 cm. – Plica 4,4 cm. – Siegel des Freien Landgerichts zu Rankweil in Müsinen in Holzkapsel anhängend – Siegelbeschreibung und Abbildung siehe: Liesching / Vogt, Siegel. In: JBL 85 (1985) Nr. 250, S. 188 u. 191 – Rückvermerk, aus späterer Zeit (16. Jh.): Diser Brief bedeütet unnd weist auß dz recht so vorm Landtgericht zue Ranckhweill wegen der Alp Vallüna mit herren Ludwigen von Brandiß gehalten worden. Archivvermerk: Nro 18 – Restauriert 1984.
Druck: Die hier insertierte Urkunde vom 7. Dezember 1378 (Zeile 7-22) nach dem Original (GA T U52), in: LUB I/4 Nr. 17, S. 89ff. Ebenso Büchel, in: JBL 2 (1902) S. 160ff nach der hier in GA T U22 insertierten Urkunde, vgl. auch unten Anm. 3. In moderner Übersetzung bringt Büchel den ganzen Text der Urkunde ebd. S. 171ff.
Abschrift: (B) GA T Bund IX Faszikel 5, Nr. 166 (unvollständig, der Anfang – in der vorliegenden Transkription bis Zeile 13 – fehlt). Vidimierte Abschrift vom 23. März 1684 durch Johann Conrad Heim, kaiserlicher Notar in Feldkirch.
Erwähnt: Klenze, Alpwirtschaft S. 28f – Kaiser / Brunhart, Bd. 1 (Text) S. 346 – Bütler, Freiherren von Brandis (JSG 36), S. 128f. Zur Sache vgl. auch GA T U27 (Urk. v. 12.