Pfarrer J.T. Wolfinger erklärt sich gegenüber dem Vater Johann Peter bereit dem jungen Josef Gabriel in München zu helfen


Brief Pfr. Joseph Thomas Wolfinger an Vater Johann Peter Rheinberger



Türkenfeld, den 24. Septbr. 1851
Euer Hochwohlgeboren!
Geehrtester Herr Vetter!

In Ihrem sehr verehrten Schreiben, womit Sie mich den 18. d.M. beehrten, suchen Sie Ihre Wünsche bezüglich Ihres jüngsten Sohnes zu erkennen zu geben, wonach Sie diesen hoffnungsvollen Knaben ins Musikalische Conservatorium nach München zu bringen beabsichtigen. Geehrtester Herr Vetter! was ich in dieser Beziehung für den guten Joseph, sollte derselbe wirklich nach München kommen, zu thun im Stande seyn werde, wird mit der grössten Bereitwilligkeit geschehen, u. es wird mich freuen Veranlassung zu finden, Ihre mir stets früher zugewandte Liebe und Freundschaft an Ihrem jungen Sohn einigerrnassen erwidern zu können.

Die Vorstände der fraglichen Anstalt sind gegenwärtig noch in Urlaub, ich konnte demnach noch nicht Gelegenheit finden mit ihnen persönliche Rücksprache zu nehmen, dieselben werden jedoch bald retour erwartet, wo ich dann nicht ermangeln werde theils directe, theils rnittelst guter Freunde mich an sie zu wenden.

Inzwischen erlaube ich mir die Statuten der Anstalt in Abschrift anliegend mitzutheilen, u. bitte wohl darauf Bedacht zu nehmen, dass neben den gehörigen Schulzeugnissen auch
a) Geburts-,  b) Impf-,  c) Armuthszeugniss
mitgebracht werden soll.
Für höchst billige Logie, Kost und gute Aufsicht wird vorläufig das Nöthige eingeleitet werden, u. gewiss in jeder Beziehung zu Ihrer vollsten Beruhigung. Mit der Zeit werden auch mehrere Wohlthäter gewonnen werden können, um so die Auslagen viel möglichst zu erleichtern.

Bleibt der Knabe brav und fleissig, wofür bereits die übersandten Zeugnisse sprechen, so wird er sich selbst in kurzer Zeit empfehlen, und bald mit leichten Kosten sich in München durchzubringen im Stande seyn.
Die nächsten Tage hoffe ich Ihnen über das Weitere genügenden Aufschluss ertheilen zu können.

Genehmige Euer Hochwohlgeboren inzwischen die Versicherung besonderer Hochachtung u. Verehrung,
womit zu zeichnen die Ehre hat
Ihr ergebenster J.T. Wolfinger, Pfarrer

N.) bitte aufrichtig Empfehlungen u. Grüsse vermelden zu wollen.

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