J.G. Rheinberger erzählt seiner Schwester, wie er seinen Namenstag verbrachte.


Brief Josef G. Rheinberger an seine Schwester


München, den soundsovielten
27.3.54
Liebe Schwester!
Weil Du es einmal so haben willst, so ist es so - dass ich Dir schreib - und weil mir nichts Gescheits einfallt so schreib ich halt was Dumms. -
Meinen Namenstag brachte ich bei Hr. Schafhaeutl zu - war bei ihm zum Essen eingeladen, hernach fuhren wir in die Menterschwaige (2 Stund von Hier) und tranken unterschiedlichen Champagner.
Heute ist ein trüber Tag, es regnete Vormittags - jetzt ist es sehr kalt und windig, so dass ich meine gewöhnliche Sonntagspromenade gar nicht machen mag. -
Jetzt ist es in 10 Minuten 2 Uhr Nachmittags - jetzt möchte ich ein paar Stunden in Vaduz oder sonst wo zubringen, weil ich es jetzt langweilig hab. -
Gehst Du alte 'Schnalana' [1] noch in die Sonntagschul?? Was macht die Seffa - ich lass sie herzlich grüssen und 'sHerrvettersagatli - wenn Du nach Schaan kommst. Was macht der Peter? Der Falkenhausen lasst sich noch nicht blicken. Was macht der David und Toni -und das Matscherle

[Notenbeispiel]

Grüss mir (die) liebe Mutter und sag ihr, ich habe ihr Geburts oder Namenstagsgeschenk schon erhalten und jetzt
Phüat na Gott und schriban bald
Eurenem liaba Bruadar
Bebi. [2]

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[1]'Schnalana' = 'Schnalla', mundartlich derb für ein exaltiertes Frauenzimmer
[2]Phüat na Gott und schriban bald Eurenem liaba Bruadar Bebi = Behüte Euch Gott und schreibt bald Euerm lieben Bruder Pepi. (Mundart)