J. G. Rheinberger dankt seinen Eltern und schreibt, dass er sich sowohl in der Musik wie im Französischen grosse Mühe gebe.


Brief Josef Rheinberger an die Eltern, nachdem er zwei Monate nicht geschrieben hatte


München, den 27. Febr. [1852]
"Theuerste Eltern!
Am 3ten Februar habe ich Euern Brief erhalten sammt den 10 fl. - Ich weiss wohl, dass Ihr sehr viel Ausgaben für mich habet und dass Ihr theuerste Eltern, dieses Geld schwer erlanget. Ich glaube, dass ich meine Dankbarkeit dadurch am besten bezeigen könne, wenn ich Euern Ermahnungen stets eingedenk, fleissig u. sparsam bin. Ich ermangle desshalb nicht, täglich Gott zu bitten, dass seine heiligste Gnade mir Kraft u. Ausdauer hiezu verleihe und mir Euch, beste Eltern, recht lange in voller Gesundheit erhalte. Zu Eurer Beruhigung darf ich Euch versichern, dass ich in der Musik nicht zurückgeblieben bin, sondern dass ich, wie mir Herr Professor Wanner sagte, schon zwei seiner Schüler eingeholt habe. Auch die andern Herrn Prof. u. selbst der H. Direktor bezeugten mir ihre Zufriedenheit. –
Musikalische Schulbücher darf ich mir keine anschaffen. Aber ich werde noch den II. Kurs der Grammaire de Sanquin u. noch zwei andere kleine Lesebücher von Christoph Schmidt, zusammen für ungefähr 1 fl 30+er, anschaffen müssen. –
Ich geniesse tägl. 1 französische Stunde mit zwei andern Schülern, die zwar vor mir angefangen, aber mich noch nicht überholt haben. –
Den H. Baron v. Perfall kenne ich nur als einen guten Musiker u. Komponisten. Auch gehe ich öfters in das Haus, wo ich die Bewilligung zum Klavierspielen erhalten habe. - 

Das Mali soll sich nur fleissig in den Tonleitern üben, auch wird es wohl die ganze Klavierschule auswendig gelernt haben? - Der Tod des Lehrers Jehly hat mich sehr betroffen; er wird wahrscheinlich vom Nervenfieber dahingerafft worden sein. - Kommt nun der Pöhly wirklich nach Schaan? - (...) [1]
Ich bin gottlob gesund, was Ihr alle hoffentlich auch sein werdet. –
Schreibet bald einen Brief,
Eurem dankbarsten Sohne

Jos. Rheinberger

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[1] Kommt nun der Pöhly wirklich nach Schaan? = Rh. erkundigt sich, ob die provisorische Anstellung Pöhlys als Hilfslehrer nun durch einen festen Anstellungsvertrag ersetzt werde, was jedoch nicht der Fall war. (vgl. auch S. 76/Z.33)