Joh. Perstenfeld meldet, dass er für Jos. Rheinberger eine Verlängerung des Urlaubs erreichen konnte und bittet Vater J.P. Rheinberger um einen Vorschuss von 100 fl, da er sich in einer schwierigen Situation befinde.


Brief Joh. Perstenfeld an Vater J. P. Rheinberger
8. September 1852, München


Hochwohlgeborener, Hochzuverehrender
Herr Rentmeister!
Ihr verehrl. Schreiben vom 5ten praes. 7ten d.M. habe ich richtig erhalten und daraus ersehen, dass Sie glücklich Ihren heimathlichen Herd erreicht und die Ihrigen im erwünschten Wohlseyn wieder getroffen haben.
Es hat mich sehr gefreut, dass ich aus diesem Briefe entnahm, wie Sie und die Ihrigen sich freundlich meiner und meiner Familie erinnern und wie Pepi sich sogar wieder nach seinern Studium, sohin nach München sehnt; er sey uns herzlich willkommen, denn auch wir freuen uns auf seine Ankunft. -
Was Ihre Bitte um Urlaubsverlängerung für Pepi anbetrifft, so habe ich derselben augenblicklich zu entsprechen gesucht, und heute Morgens um 1/2 8 Uhr war die Sache schon bereiniget: Pepi darf noch bis zurn 1ten Oktober ausbleiben, nur muss dem Direktorium von Ihrer Seite angemeldet werden, dass er um diese Zeit wieder kömmt. –
Nun aber hätte auch ich eine Bitte, deren Gewährung für mich und die Meinigen die wohlthätigsten Folgen haben würde und mich zu grossem Danke gegen Sie verpflichten müsste. - Ich befinde mich nämlich in einer sehr bedrängten Lage und weiss fast meine Zahlungen nicht mehr aufzutreiben, weil schwere Lasten auf meinen Schultern ruhen. - Dazu habe ich noch eine unglückliche Schwester, welche sich schon 5 Jahre im Irrenhause befindet, eine, welche nicht gut verheirathet ist, und eine arme Mutter; denen ich Sohn und Bruder auch der That nach seyn muss. - Überall soll ich helfen und wie wäre das mit meinem schwachen Einkommen möglich, wenn nicht Gott mir manchmal eine Hilfsquelle öffnen würde. Glauben Sie nicht, dass, wenn Sie meiner Bitte, die ich kaum auszusprechen wage, auch nicht willfahren können, ich desshalb nur im Geringsten gegen Ihr Kind anders handeln werde, als bisher; nein - dessungeachtet bleibt Alles beim Alten. –
Ich stelle nämlich die herzliche Bitte an Sie, wenn es Ihnen möglich ist, mir einen Vorschuss von 100 fl zu entrichten, wo dann im Voraus bezahlt wäre bis zum Monate April, auf welches noch 4 fl hinübergingen, so dass ich also im Monate April die erste Zahlung mit 12 fl wieder erhalten würde. Ob Sie mir diese meine Bitte übel deuten oder nicht, weiss ich zwar nicht, aber das weiss ich, dass, wenn Sie es machen können, auch thun werden, und dafür das selige Bewusstsein in sich tragen, einer bedrängten Familie geholfen zu haben. - Schliesslich bitte ich um baldgefällige Nachricht hierüber, und empfehle mich mit der vollkommensten Hochachtung und Verehrung mit der ich mich zeichne
Ihren
ergebenst treuesten
Freund Joh. Ev. Perstenfeld
Magistratsfunktionär.

München, den 8ten September 1852

Viele herzliche Grüsse von den Meinigen an Ihre liebe Frau u. Kindern, besonders an Josef

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