Pfarrer J.T. Wolfinger bringt zum Ausdruck, dass er den Vorschuss, den Rentmeister Rheinberger dem Wohnungsvermieter gewährte, zu grosszügig finde. Von sich selber schreibt er, dass er hoffentlich bald von Türkenfeld wegkomme, da er Undank ernte.


Brief Pfarrer Joseph Thomas Wolfinger an Rentmeister J. P. Rheinberger


Türkenfeld, den 18ten Okt. 1852
"Hochwohlgeborener Herr Rentmeister!
Hochgeehrter Herr Vetter!
Ihr werthes Schreiben vom 29. l. M., worin Sie mich über die Abreise Ihres Herrn Sohnes u. d. tl. Herrn Fetz hierher in Kenntniss zu setzen die Güte hatten, erhielt ich erst den 13ten d. M., warum derselbe so lange liegen geblieben, ist mir unbegreiflich. Herr Fetz kam nicht nach Türkenfeld, u. es war mir die Ehre nicht gegönnt, ihn zu begrüssen. - Den Herrn Pepi besuchte ich in München, traf ihn wohl u. munter, gerade bemüht sich auf ein Conzert im Musik-Conservatorium vorzubereiten, wo er als kleiner "Mozart" sich rühmlichst zu produciren Gelegenheit finden wird. -

Herr Perstenfeld hat also, nach Bericht, das Quartiergeld mit 100 fl schon auf einige Monate anticipirt - diese "Freiheit" scheint mir etwas zu städtisch, wahrlich ich hätte ihm nicht zu entsprechen vermögen; die Verhältnisse mögen sich gestalten wie immer - lieber frei - als gebunden!! -
Ihr gnädiger Herr Schwager Carigiet übersendete, auf gestellten Antrag hin, 50 Messintentionen /25fl/, welche ich zu Gunsten Pepi besorgen werde - andere 25 fl legte H. Carigiet noch gütigst co proprius hinzu; es sind somit 50 fl, die für Pepi verwendet werden können. -
Meine bekannte Schlossangelegenheit in Türkenfeld ist nun auch beendet, Schul-, Armen- und Gemeindehaus sind hergestellt, ich habe Gesundheit u. Geld zum Opfer gebracht, dafür auch geerndtet den Weltlohn: "schwarzen Undank". So bald möglich werde ich von Türkenfeld weg zu kommen suchen. [1]
Das kleine Schwesterkind "Agathle" habe ich einstweilen in die Berge nach Landsberg zu den Klosterfrauen gebracht, ein Schwesterchen desselben ist unlängst von Balzers hierher gekommen, hab' also nun auch für dieses zu sorgen. -
Ihrer werthen Familie, dem Titl. Herrn Landesverweser, H. Vetter Curat. Wolfinger, Dr. Grass, Dr. Schädler, Frick in Eschen, und namentlich auch an Weiland: "Lu! Lu! Lu!!!" usw. 1000 Grüsse zu vermelden bittend
zeichnet mit der Versicherung besonderer Hochachtung u. Verehrung
Euer Hochwohlgeboren
bereitwilligst J.T. Wolfinger, Pfarrer

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[1] Pfr. Wolfinger kam 1845 nach Türkenfeld und  kaufte 1852 das Schlösschen Türkenfeld von Baron Toerring-Seefeld für 3'500 fl. 1855 verkaufte er es für 500 fl an die Gemeinde. Trotz seiner hier geäusserten Enttäuschung blieb er bis zu seinem Tod in Türkenfeld, wo er auch beigesetzt wurde.