Julius Maier informiert Johann Peter Rheinberger über die Finanzierung bsw. Einnahmen betreffend Josef G. Rheinbergers Ausbildung in München.


Brief Julius Maier an Johann Peter Rheinberger
19. Juli 1855, München


Verehrtester Herr Rentamtmann!
für Joseph habe ich eingenommen:

1. freiwillige vom Novbr. 54 bis incl. Juni 55 erhobene Beiträge (8 Monate à 13 fl 30 kr) = 108 fl

2. freiwillige Beiträge der Oratorienvereinsmitglieder für Joseph's Clavierbegleitung = 42 fl/ 150 fl

Hiervon hat Joseph folgende Posten erhoben:

13 fl 30 kr

22 fl   -

22 fl   -

4 fl   30 kr

15 fl 30 kr

30 fl   -

107 fl 30 kr

Es verbleiben somit bei mir noch 42 fl 30 kr.

(Der letzte von Joseph erhobene Posten von 30 fl ist für Monat Juli, August u. Anfang September bestimmt, denn:) Anfangs August werde ich München verlassen und erst zum 10./12. Sept. wiederkehren. Nun wollte ich Sie fragen, ob ich die betreffenden 42 fl 30 kr und die Beiträge pro Juli u. August = 27 fl Joseph selbst baar aushändigen oder bei meinen Bekannten deponieren soll, wo Joseph, falls sich eine aussergewöhnliche Ausgabe ergeben sollte, das Nöthige erheben könnte? Ich möchte hierüber, ohne Ihre Einstimmung, nicht beschliessen.
Joseph ist sehr fleissig, er hat eine überraschende Anzahl grösserer Compositionen gemacht, die einen sehr erfreulichen Fortschritt bekunden und die schönsten Hoffnungen berechtigen. Ich freue mich herzlich, Ihnen diess mittheilen zu können. Nun möchte ich mir unmassgeblicherweise aber erlauben, zu wünschen, dass Sie Joseph während der Zeit, als der Oratoriumsverein keine Proben hält (- 1. Oct.) hier lassen und nicht nach Hause rufen möchten. Die Gründe hierfür sind einfach folgende: Joseph hat 2 Privatstunden, diese würde er wahrscheinlich einbüssen, indem die 2 Schüler bei einer solangen Unterbrechung sich wohl um einen anderen Lehrer umsehen würden. Eine Symphonie Josephs wird aufgeführt werden, frühestens Anfangs August, möglicherweise auch kurz oder lang nachher u. es wäre sehr gut, wenn Joseph nach ihrer Aufführung hier bliebe, weil er in Folge dessen Privatstunden erhalten könnte. Da Joseph's Interesse es verlangt, dass er hier bekannt werde, Terrain gewinne, so ist auch nöthig, dass er immer vorhanden ist, denn nach einer Abwesenheit von 2 - 3 Monaten musste er in vielem wieder vorne anfangen. Er arbeitet hier ungestörter und angeregter als zu Hause, denn er hat fast täglich Gelegenheit gute Compositionen u. ein tüchtiges Orchester zu hören, woran er lernen kann und muss. Und überdiess kann er Herrn Generaldirektor Lachner täglich zu Rathe ziehen. Ich möchte Ihnen daher, im Interesse einer bald zu erlangenden selbständigen Stellung Josephs rathen, ihn hier zu lassen. Ich würde Ihnen schon längst geschrieben haben, hätten mich nicht Privatstunden u. die Vorbereitungen zu unseren Schlussprüfungen so gar sehr in Anspruch genommen.

Nun leben Sie ferner wohl - mit Freude habe ich von Joseph erfahren, dass ihr Fussübel beseitigt ist - grüssen Sie mir Ihren Sohn Leutnant und schreiben Sie mir gefälligst noch vor meiner Abreise über die Geldfrage.

Ihr dienstergebener Julius Maier
Schwanthalerstrasse 26/2
München 19. Juli 55

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