Rheinberger berichtet seinen Schwestern von Peters Aufenthalt in München.


Brief Josef G. Rheinberger an seine Schwestern
13.November 1855, München

Malis und Lisis Briefe machten mir Freude,
drum schreibe ich nun an Euch beide:
denn wüsste ich nichts zu schreiben,
so liesse ich es wohl bleiben.-
Als Peter am Sonntag zum Thor kam herein,
da war ich soeben im Oratorienverein;
Er stieg dann beim Oberpollinger aus,
und fuhr dann gemüthlich in d'Müllerstrass raus.
Der Pepi war aber nicht zu Haus,
drum bat sich der Peter den Nikla aus,
der führte den Peter zum Museum hin,
wo der Oratorienverein ist drin.-
Der Peter ging nun mit mir
zu einem Gläschen Bier.
Wir tranken zum Wohle unserer Lisinka,
die(wie Mali schrieb) duath allewil sti...a [1].
Wir tranken zum Wohle des Mali,
das moeth mit Singeris Nikla aali.-
Jetzt wohnt nun der Peter bei mir,
und hat's Heimweh schier
nach seinem Freunde Falkenhausen,
welchen seine Frau dhuat zausen.
Die Trauben, die schmecken mir gar so gut,
und der Peter, der tragt einen Cylinder=hut.
so lang wir noch haben einen Stotza Geld [2],
es uns in München gar sehr gefällt.
Der Frau Oberforstmeister,
die immer wird feister,
einen schönen Gruss,
(wenn's halt sein muss.)
Die Mutter schnupft aus der Schnupftabakbüx,
(das möchte ich auch), aber daraus wird nix.
Der David hat auch einen Cylinder,
(vielleicht auch unser Buchbinder.)
Der Seffa viele Grüass,
den Brief ich nun schliess,
weil nun weiss nichts mehr,
dein Bruder Rheinberger.

(Jetz hatt's 12 g'schlagen,
jetz zwickt's mich halt im Magen.)
Notabenee,
jetzt weiss i nüt meh.

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[1].. .duath allewil sti. . .a = tut immer stinken das moeth mit... = das möchte mit Singeris Nikia liebkosen...
[2] an Stotza Geld = viel Geld