Josef G. Rheinberger berichtet von der Fertigstellung seiner kleinen Oper und der Arbeit an einer neuen Symphonie.


Brief Josef G. Rheinberger an seinen Vater
25. Februar 1856, München


Theuerster Vater!
Da ich soeben dem Toni verschiedene Bücher etc. zu schicken habe, will ich diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, an Sie, Bester Vater zu schreiben, obschon ich nicht viel Wichtiges weiss. -
Das Beste ist jedenfalls, dass Peter und ich gesund sind; was wir auch von allen lieben Angehörigen hoffen. Dass meine kleine Oper fertig ist, habe ich bereits geschrieben; für später werde ich schauen, sie irgendwo auswärts auf die Bühne zu bringen, wozu mir auch Hr. Prof. Schafhäutl gerathen hat; Lachner hat sie nicht ganz durchgesehen. Gegenwärtig arbeite ich an einer neuen Sinfonie, deren erster Satz schon fertig ist. -
Heute (Montag) Abends ist Oratorienvereinsconcert, wo ich auf der Orgel mitwirken muss. -

Peter hat Hr. Pfarrer Wolfinger in Türkenfeld den Tod des Balzner Müller's gemeldet. -

Von Frankfurt aus ist noch nichts Näheres bekannt. - Peter hat seine Photographie hauptsächlich wegen der Grösse seines Schnurrbartes geschickt. - Hr. Prof. Maier ist wohl und gesund; seine Frau war bedeutend krank, ist nun aber auch besser. Das ist so ziemlich Alles, was ich weiss! Von Weihnachten bis vor 14 Tagen musste ich Organistenstelle in der St. Michaelskirche vertreten, weil der Chordirektor krank war. - Bei Lachner habe ich wöchentlich 2 - 3 mal Zutritt; überhaupt kann er mich wohlleiden. - Dem David für 12f1 Dank für seinen Thaler! Wie geht es der lieben Mutter? Ist sie immer gesund? Warum schreibt man mir so selten von ihr? - Sie, Bester Vater! sind hoffentlich immer gesund, um was ich den Himmel täglich bitte, - Peter ist immer kreuzfidel und hat schon ein hübsches Bierbäucherl, so dass er seine Uniform um einen Fuss weiter machen lassen muss. -. Nun muss ich beschliessen; es wird schon finster. Allen lieben Geschwistern herzliche Grüsse, vorzüglich aber Ihnen, Theuerster Vater, von Ihrem dankbaren Sohne
Jos. Rheinberger.
München, 25.2.56.

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