Josef G. Rheinberger schickt seinem Bruder die gewünschten Bücher, die Buchbestellungen aus Leipzig sind jedoch noch nicht angekommen.


Brief Josef G. Rheinberger an Bruder Anton
25.Februar 1856, München


Lieber Anton!

Deinem Wunsche zufolge schicke ich Dir hiemit:

I. Das Buch der Arbeit I u. II. Theil (wovon jeder Theil nicht
54+r, sondern 1fl 30+r kostet zus. 3fl
II. Das Kriegsspiel zu                     18+r
III. Den gewünschten Einband       2fl 20+r
                                                       5f1 38+r

(Die Bücher von Leischner waren nicht vorrätig, mussten erst von Leipzig bestellt werden und sind bis data noch nicht angekommen. Da dachten wir, Du möchtest ungeduldig werden, und schickten diese 7 Sachen voraus.) Dem David meinen Dank für seinen wohlklingenden Gruss, solche Grüsse wünschte ich mir "an Erdöpflsakvoll" Er solle nur so fortfahren. Dem Lisi werde ich bei nächster Gelegenheit einen geschriebenen Schreib= Brief schreiben, so dem Matscherle. -

So, lieber Toni! Das wäre im Reinen! Wie geht es Dir immer? Wie geht Dein Geschäft? Sowie die andern Bücher von Leipzig kommen, werde ich sie Dir sogleich schicken; darauf kannst Du Dich verlassen. Wie geht es der lieben Mutter? Spinnt sie fleissig? Ich möchte sie nun bald wieder einmal sehen - - Peter und mir geht es gut, das Wetter ist hier meist sehr gelinde, oft sogar warm. (Du siehst schon, dass meine Neuigkeiten diesmal "mager" sind,) Peter wird immer dicker. (Im Augenblick geht er auf die Polytechnick; und brummt und schimpft übers Reisbrett, dass er's so witt träga muass [1] . Hie und da duan mer denn noch liachtastänerla zor Üabig. So, Tonele, jetz weiss i nüt meh [2]'.
Wenn ich einmal etwas Interessantes weiss will ich dem Davigoliath schreiben; wenn ich dann nach Hause komme, bringe ich ihm eine schöne Uhrkette; komme ich aber dieses Jahr nicht, so bringt sie dann der Peter.
Jetz wäss ich aber bigoscht nüt meh'. -
Grüsse mir die Seffa und das Mali, s'Lisi aber net, denn dem schreibe ich dann selbst.
Zum Finale wünsche ich, dass Du mit den Bestellungen zufrieden seiest und mich bald wieder mit einem Briefe erfreust.
Grüsse die l[ieben] Eltern herzlich;
Dein Bruder
Jos. Rheinberger
München 25.2.56.

______________

[1] dass er's so witt träga muass...
= . . .dass er es so weit tragen muss. Hie und da reden wir dann zur Uebung im liechtensteiner Dialekt. So, Tonele (=Diminutiv von Anton), jetzt weiss ich nichts mehr.
[2] Jetz wäss ich aber bigoscht nüt meh' = Jetzt weiss ich aber bei Gott nichts mehr.