Julius Maier äussert sich über die zukünftigen Einkommensverhältnisse Josef Rheinbergers in München.


Brief Julius Maier an Vater Johann Peter Rheinberger

München d. 25.Octob. 1856
Hochverehrtester Herr Rentamtmann!

Endlich bin ich in der Lage, Ihnen über die bewusste Angelegenheit Näheres mitheilen zu können, da erst vorgestern Herr von Perfall mir seine, in dieser Sache fast den Ausschlag gebende Antwort ertheilt hat.
Hr. v. Perfall wird dieser Tage eine Subscriptionsliste für Joseph eröffnen. (Ich hatte im vorigen Jahr gar so ausdrücklich Beiträge für nur 1 Jahr erbeten, dass ich selbst die Sache nicht wieder angreifen kann). Die frühere trug monatlich 13fl 30kr. wir haben nun noch mehr voraussichtliche Theilnehmer gefunden, so dass wir die monatlichen Beiträge auf 16 bis 20fl zu bringen zuversichtlich hoffen. Nach der Erklärung des Cassiers des Oratorienvereins kann das Honorar für Joseph nur erhöht werden, wenn mehr Mitglieder eintreten u. dadurch die Einkünfte des Vereins wachsen. An gutem Willen fehlt es dabei nicht, da der ganze Vorstand den Joseph sehr gerne hat.
Hierin muss vorerst also zugewartet werden.
In Betreff der Lectionen habe ich mit Hr. v. Perfall und Hr. Schafhäutl gesprochen. Beide werden, wo sich Ihnen irgend Gelegenheit bietet, den Joseph angelegentlich empfehlen. Auch den Geistl. Rath Professor Koch besuchte ich desswegen, welcher mir dasselbe zusagte mit dem Bemerken, dass er bei den unter ihm stehenden Schulpräparanden oft Gelegenheit haben werde, zu deren Nachhülfe den Joseph zu empfehlen. Herrn Capellmeister Pentenrieder hat mir Hr. Schafhäutl versprochen in Kenntniss zu setzen. Hr. Prof. Leonhard ist auch in Kenntniss gesetzt. Hr. Heuchemer konnte ich noch nicht treffen, da dieser auf Joseph viel hält, ist an seiner Bereitwilligkeit nicht zu zweifeln.

Der Oratorienverein hat schon begonnen u. Hr. v. Perfall wünscht natürlich sehr, dass Joseph dabei sei.
Sie sehen, verehrtester Herr Rentamtmann, dass alle gute Hoffnung vorhanden ist, dass sich Joseph binnen kurzem hier wird halten können und Sie ihm wohl nur für die ersten Wochen werden eine Unterstützung reichen müssen. Nun muss Josephs Augenmerk darauf gehen (und er ist so gescheut, dass er das klar einsehen wird) sich Stunden zu verschaffen und diese nicht blos zu ertheilen, sondern so zu ertheilen, dass er sich selbst empfiehlt d.h. in kurzer Zeit ein besseres Honorar anzusprechen befugt und damit in der Lage ist, möglicherweise etwas zurückzulegen, was wenn die Subscription unseren Enwartungen gemäss ausfällt, wohl bald eintreffen könnte. Unter diesen Umständen ist es wohl das Beste, dass Joseph jetzt hier wieder eintrifft, was dem Oratorienverein gegenüber schon geschehen muss. Es handelt sich bei Joseph darum, dass er noch 1,2 Jahre älter wird, dann ist mir nicht mehr bange für ihn; vorerst ist der eingeschlagene Weg der emzige, der vermeidet, dass Joseph zurückkönne und somit alle von Ihnen bis jetzt gebrachten Opfer vergeblich gewesen wären.
Ich brauche wohl nicht beizufügen, dass ich zu jeder weiteren Auskunftsertheilung, Besorgung etc. die Sie irgend wünschen können, herzlichst gerne bereit bin. Mit dieser ernstlich gemeinten Versicherung grüsst Sie und alle die Ihrigen
Ihr dienstbereitwilliger
Julius Maier
Frauenhoferstrasse No 2/2

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