J.G. Rheinberger wird zur Komissionssitzung von Baron von Perfall eingeladen, wo die Reorganization des Conservatoriums besprochen wird.


Brief an J.G. Rheinberger


München, den 20. April 1865
Sehr geehrter Herr Rheinberger!

Seine Majestät der König haben unterm 13.d. Mts. Allergnädigst zu verfügen geruht, dass eine Kommission zu bilden sei, um für eine entsprechende Neugestaltung des k. Konservatoriums für Musik in München geeignete Vorschläge zu berathen. Als Grundlage der Berathung hat nach Allerhöchstem Auftrage ein von dem Tondichter Richard Wagner verfasster Bericht [1] über eine in München zu errichtende deutsche Musikschule zu dienen. Zu Mitgliedern der Kommission haben seine Majestt den Generalmusidirektor Lachner, den geistlichen Rath Nissl, den Tondichter Richard Wagner, den k. Vorspieler Hans von Bülow und den Unterfertigten zu bestimmen geruth; die Wahl der sonst etwa noch zu berufenden Personen wurde dem Staatsministerium des Innern für Kirchen und Schulangelegenheiten überlassen. Dasselbe hat von dieser Allerhöchsten Ermächtigung Gebrauch machend als weitere Kommissionsmitglieder Sie, den Universitätsprofessor Dr. W.H. Riehl, den Konservator an der k. Hof- u. Staatsbibliothek Joh. Jul. Mayer, den protestantischen Stadtpfarrer Heinrich Seydel und den Musikprofessor an der Universität Erlangen Job. Georg Herzog bestimmt.

Indem ich Sie von dieser mir seitens eines Staatsministeriums d. d. 18. d. Mts. gemachten Mittheilung in Kenntnis setze, erlaube ich mir als mit dem Vorsitze und der Leitung fraglicher Verhandlungen betraut Sie zu den in den nächsten Tagen beginnenden Sitzungen einzuladen und zugleich die Bitte zu stellen, mir eine Zusage Ihres Erscheinens bei denselben gefälligst zukonmen zu lassen. Der Bericht Richard Wagners wird sobald wie möglich zur Einsicht mitgetheilt werden.

Mit vorzüglichster Hochachtung!

K. Baron v. Perfall

k. Hofmusik-Intendanz

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[1] Bericht... = Richard Wagner "Bericht an Seine Majestät den König Ludwig II. von Bayern über eine in München zu errichtende deutsche Musikschule" vom 31. März 1865.