Hedwig von Holstein schreibt an Fanny Rheinberger über das Schaffen ihres Mannes Franz und dass Werke Rheinbergers in Leipzig gespielt werden


Hedwig von Holstein schreibt an Fanny Rheinberger:

Leipzig, den 7. Febr. 69

Meine liebe Frau Rheinberger!

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Heute schreibe ich, für den Fall, dass Sie nicht wüssten, dass das Scherzo & die Kapuzinerpredigt aus Ihrer Wallenstein- Sinfonie im Gewandhaus, nächsten Donnerstag, gemacht wird, & im selbigen Concert die Ouverture zum Haideschacht. Ich finde das rührend, dass die beiden Freunde so hübsch zusammen aufgeführt werden. Ach, wären Sie doch hier!!- Wir wollen recht aneinander denken, beide Compositionen stehen im 2ten Theil des Concertes. Meines Mannes Ouverture ist feierlich ernst von Charakter, dann sehr feurig. Er will sie selbst dirigiren, was ich ihm nicht ausreden mag, denn wenn's glücklich abläuft, so ist es eben tausendmal besser, dass er einmal an diesem Pult gestanden & dem Publikum Aug' in Auge geblickt hat. Aber Angst habe ich colossale, denn Franz ist scheu & unsicher im Handwerk. -  Gott befohlen!-  Um 8 Uhr wird er dran kommen, 1/2 9 ihr Mann, das schreibe ich, damit Sie in derselben Minute mit ihren Gedanken bei uns sind. -

Wie steht es mit den 7 Raben? /…/ Sollte die Oper nicht schon im Januar zur Aufführung kommen? Es wird ja immer viel später.

Laube, der Mann des Tages, hat einen glänzenden Anfang mit unserer Bühne gemacht - der Schillersche Demetrius mit Laubes praktischer aber doch etwas platter Fortsetzung hat ungeheuer gefallen. Seine zweite That war der Idomeneo. Wir haben ein Juwel von einer Sängerin hier, die Peschka-Leutner, mit prachtvoller Theaterstimme & höchster musikalischer Begabung. Nur der eigentliche Jugendreiz fehlt ihr. Sie ist einzig als Elektra und Elvira.

F/ranzen/s Oper wird in L/eipzig/ wohl im hohen Sommer drankommen, wenn keine Katze mehr hier ist. Mein Schatz hat eben gar kein savoir faire, sondern lässt Alles mit sich machen. Mit seiner Gesundheit ist es auch nicht besonders gegangen diesen Winter. Carlsbad hat ihm doch sehr gefehlt. Zu Weihnachten hat er herrliche Lieder gemacht - nicht wahr, wir geniren uns gegenseitig nicht mit Lobpreisungen unsrer Männer - ergiessen Sie nur auch Ihr ganzes Herz in Bezug auf den Geliebten!-

Von ganzem Herzen Ihre H/edwig/ v/on/ H/olstein/ 

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