Johann Peter Rheinberger bedankt sich für Fannys Brief und berichtet das Rheinbergers Symphonie dem Fürsten gefallen habe.


Brief Johann Peter Rheinberger an Franziska von Hoffnaaβ 


Vaduz am 2. Jänner 1868

Meine liebe Tochter!
Gestern am Neujahrstag erhielt ich Ihren Brief mit dem beigeschlossenen schon längst mit Sehnsucht erwarteten lieben Bild, welches mir und der guten alten Mutter grosse Freude machte; und wofür wir Ihnen recht herzlich danken. Eine noch grössere Freude aber wird uns zugehen wenn wir das Original selbst sehen und in unsere Arme werden schliessen können. Mit dem grössten Verlangen sehen wir jenem Zeitpunkte entgegen. Möge er recht bald eintretten.

Wir danken auch Ihnen und Josef für Ihre bestgemeinten Neujahrswünsche, und bitten den lieben Gott, dass er auch Euch beiden alle nothwendigen Gnaden verleihe, und stetsfort unter seinem Schutze erhalten wolle.
Auch von unserer Tochter Maxentia im Kloster zu Zams, von weicher ich ebenfalls gestern einen Brief erhielt, soll ich Ihnen ihre herzlichsten Neujahrswünsche überschreiben. Sie sagte unter anderm: dass sie schon vor mehreren Wochen an Josef geschrieben, bisher aber noch keine Antwort von ihm erhalten habe, was sie zu der leidigen Vermuthung veranlasste, dass er ihren Brief nicht erhalten haben möchte. - Josef ist doch etwas gar zu sparsam mit dem Brief schreiben!

Hr. Graf von Westfalen - ein Freund und steter Gesellschafter unseres Fürsten schrieb kürzlich unserm H. Landesverweser: dass die Sinfonie des Joseph Rheinberger wegen Unordnung auf der Post sehr verspätet zu Handen des Fürsten gelangt sey; dass selbe von ihm mit vielem Wohlgefallen aufgenommen worden, und dazu sich geäussert habe: dass er dem Künstler selbsten oder durch seinen Schwager dem österreichischen Gesandten am k. Bayer. Hofe in München seinen Dank abtragen werde.
Amalie würde den Josef recht gerne um Musikalien ersucht haben, es geht ihr aber das nothwendige Instrument ab um selbe benützen zu können. Schade für das, was das gute Kind früher von Josef erlernt hat, ohne Übung geht leider alles verloren.
Die kalten Wintertage greifen mich sehr an; den ganzen Tag friere ich im wohlgeheizten Zimmer; aus diesem Grunde will es auch mit dem Schreiben nicht mehr gehen. Ich wiederhole daher schliesslich nochmal meinen herzlichsten Dank für das überschickte liebe Bild, empfehle Euch beiden dem Schutze Gottes, um welchen ich und die liebe alte Mutter täglich bethen.
Übrigens nur noch 1000 Grüsse von unserer ganzen Familie. Es umarmt und küsst Euch beide
Euer alter zitternder Vater
J.P. Rheinberger.

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