Franz von Holstein erkundigt sich nach den Aufführungen von "Thürmers Töchterlein"


Brief von Franz von Holstein an Franziska und Josef Rheinberger:


Leipzig, d. 26./4.1873

Liebe verehrte Freunde!

Hurrah! Das ist eine gute Nachricht! Gestern früh 9 Uhr kam das Telegramm, heute 1/2 12 Uhr vormittags war der liebe, ausführliche Brief in unseren Händen - tausend Dank für Beides! Es muss ja prächtig gewesen sein, und wie herrlich, dass Alles so nach Curts Wunsch ging! Ja, der Levi ist wahrhaftig ein Prachtkerl, und die Stehle und Vogl und Kindermann auch nicht übel. Bitte schreiben Sie wieder nach der zweiten Aufführung und schicken Sie uns einen Zettel. Wie waren Sie mit dem Bass Buffo zufrieden? Sang die Diez noch die alte komische Rolle der Wirtschafterin? Ich hätte noch so Vieles zu fragen - doch man darf nicht unbescheiden sein. Wie traulich müssen Sie da oben in der Regisseur-Loge gesessen haben! Gerade so haben wir beide es das letzte Mal hier gemacht. Dass aber die Excellenz einem Manne wie Curt gegenüber sich so albern benimmt - da hört alles auf! Weiss Gott! Niemand irrt leichter und öfter als die Herren vom Fach, die sich auf ihre Praxis und ihr Urtheil etwas einbilden. Wir haben das auch erfahren, ich kann Ihnen reizende Anecdötchen der Art erzählen. Und wie albern, Ihnen gegenüber der Weissheimerschen Oper Erwähnung zu thun! Um so besser, dass der Erfolg den Kleinmüthigen Lügen strafte! Wir wollen aus Figaro singen:

'Da steht er und schämt sich, der gnädige Herr'! –

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