Franziska Rheinberger sendet Johann Peter Rheinberger ihre Danksagung


Brief von Franziska Rheinberger an Johann Peter Rheinberger:


München, den 31. Dez. 1873.

Theurer Vater!

Der letzte Brief, der in diesem Jahre in unserem Zimmer geschrieben wird, soll als herzliches Glückwunschschreiben für das kommende Jahr in Ihre Hände nach Vaduz wandern und Ihnen wiederholt für die Liebe danken, mit der Sie uns im Herbste aufgenommen, und mit der sie so treulich alle Sorgen und Freuden des vergangenen Jahres mit uns theilten.

Möge der liebe Gott Sie dafür reichlich mit Gesundheit und Herzensfrieden segnen und die ganze Familie zu Ihrem Glücke in allem Guten gedeihen lassen.

Noch danken wir Ihnen besonders, dass Sie sich so liebenswürdig und bereitwillig der Mühe unterzogen, dem Photographen zu sitzen. Ich liess das Bildchen in einen schönen, violetten Sammtrahmen thun und stellte es auf Curt's Weihnachtstisch. Als er es zu seiner grössten Überraschung gewahrte, fasste er es mit beiden Händen an, und rief ein um's andere Mal: 'Der Vater, der Vater! ' dann fasste er mich um die Taille und sagte mit Thränen in den Augen: 'Mietz! das hast du gemachtl' Sie sehen also, theuerster Vater, dass sich Ihre Mühe belohnt! Und wie sitzen Sie so stattlich da! Ganz so, wie wir gewohnt waren, Sie zu sehen, mit Dose, Buch und Brille!! -

Wir brachten die Weihnachtsfeiertage zu Hause und recht fröhlich zu; doch man denkt natürlich an solchen Tagen doppelt treu und warm an all Jene, die nicht diess Fest mit uns auf Erden feierten.

Dem Christkindlein Ihr ganzes Haus empfehlend, füge ich noch die innigsten Wünsche von Curt bei und verbleibe

Ihre getreue Tochter

Fanny.

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