Brief von Franziska Rheinberger an ihren Schwager über die neue Uniform von Josef Rheinberger


München, 21.02.1878 

Der böse Curt hat sich nicht in Uniform photographiren lassen, wie ich's zum Spass wollte, sondern seinen dicken, schwarzen Liebling [1], und den schicke ich Dir nun, damit Du siehst, wie das Ungethüm, das schon bald 11 Jahre mit uns lebt, aussieht. /.../
Curt's Uniform ist dunkelgrün, hat an Kragen, Ärmel und Taschen goldne Laubstickerei und am Kragen eine Lyra. Der Degen ist fein und spitz - so dass man schon einen Wagnerianer daran spiessen könnte, wenn's nicht schade um die Klinge wäre. Er wird nicht am Gürtel getragen, sondern durch den Frack gesteckt. Der Hut ist ein Schiffhut mit blauweisser Cocarde. So, nun lache. Auf dem Orden stehen die Worte, die dem Erzengel Michael zukommen: Quis sicut Deus, die mir gerade in der Jetztzeit, da sich manche zu Göttern aufblasen, für einen Künstler eine sehr geeignete Mahnung scheinen - nicht? -
Wenn er nur die Charwoche gut übersteht! Die ist anstrengend.

______________

[1] Rheinbergers Hund Scarlatti (Scarli)