Georg Whitefield Chadwick empfiehlt Rheinberger zwei weitere Schüler, darunter "Parkhurst".


Boston, den 6.7.1882.

Geehrtester Herr Kapellmeister!

Während der Sommer wird wahrscheinlich einen jungen Schüler und Freund von mir in München erscheinen. Er heisst „Parker“ und hat noch nicht 19 Jahre, und ich möchte für ihm Ihre werthe Interesse herzlich bitten. Er hat, wie ich glaube, ein ganz besonderes Compositions-Talent und brauchte nur ein paar Jahre noch mit Ihnen zu studiren, um etwas Ausserordentliches zu leisten.

Dieses Jahr hat er mit mir Harmonie und Contrapunkt sehr fleissig studirt und auch etwas von der Formenlehre dabei, aber er soll es Alles wiederholen und die ganze Geschichte von vorne anfangen. Auf der Orgel kann er auch einige der grossen Fugen von Bach spielen und hoffentlich wird es möglich sein, Unterricht bei Ihnen zu haben. Er ist etwas hartnäckig und eingebildet, aber mit 19 Jahren kann man nichts anders erwarten. Darf ich vielleicht hoffen, dass Sie für ihn freundliches Interesse haben wollen, als Sie schon für mich gezeigt haben?

Es geht auch noch einen Bekannten von mir nach München, um mit Ihnen zu studiren, und ich habe mir die Freiheit genommen, ihm Empfehlungsbriefe an ihnen zu geben. Sein Name ist „Parkhurst“ und er hat von Vieles mit Haupt in Berlin durchgemacht und soll sehr gut Orgel spielen. Ich muss Ihnen herzlich gratuliren auf Ihre wunderschöne B-dur Trio [1], die ich sehr gerne dreimale gehört habe diesen Saison. Ihre schönen Schöpfungen werden immer noch höher geschätzt und weiter bekannt in unserm schönen Lande. Bitte verzeihen Sie alle diese grammatische Fehler und seyn Sie vielemal gegrüsst von Ihre gewesene Schüler

G. W. Chadwick

Organist at Parkst. Church, Boston.

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[1] Klaviertrio Nr. 3, op. 121