Sein ehemaliger Lehrer Sebastian Pöhli beglückwünscht Josef Rheinberger zu seinem Erfolg


Schlanders, 16. März 1884

 

Schlanders, 16. März 1884.

Euer Hochwohlgeboren!

Ihr herannahendes Namensfest gibt mir die angenehme Veranlassung, Ihnen hiemit meine innigsten Wünsche und Verehrung dazubringen. Gott erhalte Sie und Ihre hochverehrte Gemahlin recht lange gesund und glücklich, wie Sie es im vollsten Masse verdienen. Ich verbinde gleichzeitig meinen innigsten Dank für das so viele Gute, dass Sie mir schon erwiesen haben.

Eine ungeheure Freude aber hatte ich, als ich aus der Kölner Musik-Zeitung Nr. 1 vom 1. Jänner 1884 eine Biographie über Sie und Ihre hohen musikalischen Schöpfungen gelesen habe, worin auch meine unbedeutende Persönlichkeit als Ihr einstiger Musiklehrer gedacht war; die Thränen standen mir in den Augen! Ich bin seit 1 Jahr in Pension mit jährl. 300 fl., nachdem ich mich volle 52 Jahre dem Volksschullehrer-Dienste gewidmet hatte, und hätte trotz meines 75. Lebensjahres noch weiter gedient, wenn nicht ein kleiner Schlaganfall meine Gesundheit zerstört hätte.

Ich schliesse nun mit dem wiederholten Wunsche im Vereine mit meiner Frau, Gott schütze und segne Sie und Ihre hochedle Frau, und lohne sie hier und jenseits für Ihr edles Herz! Ich zeichne mich mit Hochachtung, aber auch mit Stolz als

Ihr einstiger Lehrer mit

Dank erfülltem Herzen.

Sebastian Pöhli.

______________