Franziska Rheinberger berichtet über die kranke Hand von Josef Rheinberger und sagt eine Liechtensteinreise ab


7. August 1884 

[…] dass Curt’s Hand allerdings noch nicht gut, aber auch nicht mehr so schlecht ist. Nussbaum’s unvergleichliche Behandlung hat Gott sei Dank die grosse Gefahr abgewendet, welche durch das System des „neuen medizinischen Sternes“ nachgerückt war. Nussbaum hofft und glaubt, dass die Hand endlich mit der Zeit (für den übrigen Körper gefahrlos) heilen – aber bis zu diesem Zeitpunkt noch grosser Geduld bedürfen werde. Die zwei Handwunden an der obern Handseite sind schon jetzt fast verkrustet; doch ist der Zeigefinger noch etwas geschwollen und die Wunden an der innern Handseite nicht fertig. Gebe Gott eine schliessliche Heilung. das Buchstabenschreiben ist ihm fast unmöglich. Ich schreibe alle Briefe für ihn und er unterzeichnet sie; aber zum Notenschreiben kann er die Feder einwärts halten: er drückt sie zwischen Daumen und vierten Finger und kann dann manchmal eine Seite zu Stande bringen.

Eure Nachrichten über die Veränderungen in Vaduz [1] haben uns sehr interessiert. Gebe der Himmel, dass der Wechsel keine Schmerzen im Gefolge habe. Wie mag wohl der neue Landesverweser in kirchlicher Hinsicht denken? Ist schon ein neuer Hofcaplan ernannt? Curt freut sich sehr, dass die arme Orgel auch einmal wieder gestimmt wird und bedauert nur, dass er aus doppelten Gründen dieselbe in diesem Jahr nicht wird spielen können: 1. weil ihm seine Hand das spielen verbieten würde, und 2. weil ich fataler Weise an den Füssen halb lahm bin, so dass eine Reise nach Vaduz leider auch in diesem Jahr kaum ausführbar ist, wie wir doch früher gehofft hatten. Ich glaube Dir geschrieben zu haben, dass in diesem Frühjahr mich ein schleichender Gelenkrheumatismus sehr gequält hat, so dass mich der Arzt nach Wildbad, was mir schon zweimal gut bekommen war, schicken wollte. Aber Curt’s Hand war im Mai so schlimm (musste dreimal im Tag verbunden werden), dass ich ihn unmöglich verlassen konnte. Ich nahm dann in München einige Salzbäder, als ich aber kaum acht Tage hier war, ging das Leiden wieder stärker an, so dass ich an manchen Tagen kaum 50 Schritte machen konnte. Der hiesige Arzt hoff viel Erfolg von den Fichtennadelbädern; ich habe jetzt deren 5 genommen und konnte gestern eine Viertelstunde geradeaus gehen. Allein ich wüsste nicht, wie ich in Vaduz von der Linde bis zum rothen Haus käme und dieser Zustand der Unbeweglichkeit wäre doch für mich und für euch sehr peinlich! /…/

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[1] Karl Haus von Hausen hatte aus gesundheitlichen Gründen als Landesverweser demissioniert. Am 23. September 1884 trat Karl von In der Maur (1852-1913) aus Wien dieses Amt an.