Noch einmal bedankt sich Philipp Wolfrum.


Schwarzenbach am Wald, 30. März 1886

Hochverehrter Herr Professor!

Sie werden nun den Dank des Heidelberger akademischen Gesangvereins dafür, dass Sie Ihre Festcomposition in so überaus freundlicher und liebenswürdiger Weise demselben widmeten, entgegengenommen haben. Erlauben Sie mir, dass auch Ich meinen herzlichen Dank daran knüpfe, bittend, dass Sie mir die Verzögerung des Ausdrucks meiner Dankbarkeit nicht übel nehmen möchten. Hauptursache davon ist mein Unwohlsein seit Anfang Februar, nämlich eine totale Heiserkeit, der zum Trotz ich grosse Chor- und Orchesterproben halten musste, damit am 22. Februar das Concert des Bach-Vereins und am 28. das des akademischen G.V.s[1] stattfinden konnte; durch allerlei Arzneimittelchen musste ich mich einigermassen über dem Wasser zu halten suchen, damit die gute musikalische Sache siege.

Und es ist geglückt, auch ich habe heute für's Jubiläum vollständig das Heft in der Hand; der Bach-Verein und der akademische Gesangverein stellen einen Festchor von 200 Singenden. Lassen Sie mich Ihnen nun auch sagen, dass Studenten und Philister und Alles, was da musikalisch ist, Feuer und Flamme ist für das Thal des Espingo und dass die nächste Folge der Aufführung war, dass sofort verschiedene Chorwerke von Ihnen in Privatmusikvereinen in Angriff genommen wurden. Im nächsten Jahre wird Ihr Name auf den Concertprogrammen jedes Mal mit Freuden begrüsst werden.

Ich habe mir in Heidelberg einen grossen Wirkungskreis [geschaffen]: ausser wöchentlich 10 Stunden Vorlesung und Übung - 2 Chorvereine, das Amt eines Univers.-Organisten, einige Abonnementsconcerte, neuerdings die Direction der sämmtlichen badischen Landeskirchengesangvereine (mit ca. 4500 Mitgliedern), welche alle 2 Jahre ein Kirchengesangfest veranstalten.

Da habe ich denn immer aufs neue Gelegenheit, wahrzunehmen, wie viel ich Ihnen, hochverehrter Herr Professor, verdanke. Mit Versicherung meiner stetigen herzlichen Dankbarkeit und unter vielen Empfehlungen an Sie und Ihre hochverehrte Frau Gemahlin bin ich

Ihr treu ergebener ehemal. Schüler

Ph. Wolfrum.

Schwarzenbach am Wald,

30. März 1886.

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[1] G.V.s = Gesangvereins