Brie ans seinen Bruder David in dem Josef Rheinberger über seinen Gesundheitszustand und den seiner Frau berichtet. Rheinberger schreibt auch über den Verlsut seines Freundes Trautmann und Julius Maier.


München 1.12.87

Wir sind verhältnissmässig wohl, d.h. es dürfte noch besser gehen. Factum ist, dass meine Frau nur durch Anwendung von Magnetismus und Massage wiederhergestellt wurde, nachdem sich die Allopathie als ganz wirkungslos erwies; zur Festigung der Gesundheit wird sie wohl im Frühjahr wieder nach Wildbad Kreuth gehen müssen. - Meine Hand ist ziemlich gut, - ganz gesund wird sie kaum mehr werden; ich muss eben so zufrieden sein, es hätte viel schlimmer werden können. -

Mit dem Schriftsteller Franz Trautmann[1] habe ich meinen besten Freund in München verloren, ja ich glaube, er wird mir unersetzlich bleiben. -

Julius Maier ist pensionirt, scheint häufige Schlaganfälle zu haben; eine Konversation mit ihm ist seiner lallenden Sprache wegen kaum mehr möglich. Schafhäutl befindet sich wohl und munter. Egon war letzten Samstag zu Tisch bei uns; er scheint viel zu thun zu haben, befindet sich aber wohl dabei. -

Das Veteranenheft[2] war eine ganz hübsche Idee. - Morgen am 2. Dezember wählt die Franz. „Republik" ein neues Oberhaupt. Das kann nett werden!

Adieux! chèr David! Du ältester des Hauses derer vom Rheinberg, gehabe Dich wohl, - vermelde Grüsse ins rothe Haus und hüte Dich vor Catharrh und Schnupfen. Dein Dich liebender Bruder

J. Rheinberger.

München 1.12.87

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[1] Schriftsteller Franz Trautmann = (1815-1887), Hofrat, Dichter und Schriftsteller; schrieb hauptsächlich Erzählungen, deren Stoffe der älteren Geschichte Bayerns, vor allem Münchens, entnommen sind.
[2] Veteranenheft = unbekannt