Johann Stehle verspricht für die nächste Ausgabe des Chorwächters eine Besprechung von opus 151 und bittet um frei Tage Urlaub für seinen Sohn, der an der Orgel spielen müsse.


Mai 1888

Hochgeehrter Herr!

Verspätet, aber herzlich danke ich für Ihre so freundliche Zuschrift, deren Inhalt mich sehr erfreut hat. Eine grössere Besprechung Ihres prächtigen opus 151[1], das ich mit dem Domchor aufführen werde, folgt in nächster Nummer 6 des Chorwächters[2] (Juninummer) und werde ich Ihnen selbe sofort nach Erscheinen zusenden.

Ich repetire an Pfingsten eine Orchester-Messe (Manuscript) von Selmar Bagge,[3] die ich an Ostern erstesmal aufgeführt habe. Da ich meinen Sohn hiebei nothwendig an der Orgel brauche (das Streichquartett ist zu dünn), so bitte ich, ihm über die Pfingstferien gütigst Urlaub zu gestatten, Dienstag oder spätestens Mittwoch kann er wieder einrücken.

Hochachtungsvollst ergebst.

Stehle.

 

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[1] opus 151 = Messe in G-dur für vierstimmigen Chor a cappella ("Missa St.Crucis")
[2] des Chorwächters = "Der Chorwächter" Organ der schweizerischen Cäcilien-Vereine (seit 1876); ab 1960: "Katholische Kirchenmusik".
[3] Selmar Bagge = (1 823-1896), Musikschriftsteller, Kritiker und Komponist, seit 1868 Direktor der Musikschule in Basel.