Schreiben Josef Rheinberges an seinen Bruder Peter einigen Bitten auf die Nachricht, dass David Rheinberger verstorben war.


München, 8.11.1889

Mein lieber Bruder!

So haben wir also unsern guten lieben David verloren! Nach Deinem Berichte hat er gottlob doch nicht so viel an Schmerzen zu leiden gehabt, als eigentlich nach menschlicher Voraussicht zu fürchten gewesen wäre. Dein Telegramm traf eben ein, als wir mit Egon zu Tische waren; Trotz der früher schon schlimm lautenden Nachrichten hatten wir noch immer ein Fünkchen Hoffnung für sein Leben - aber es hat nicht sollen sein, und somit bist Du nun der Senior der nicht so zahlreichen Familie. Es muss Dich wohl recht tief schmerzlich berührt haben, als Du zum erstenmal nach dem Trauerfall das ganz ausgestorbene elterliche Haus betreten hast. Was allenfalls noch an Büchern und Musikalien od. Briefen von uns von mir dort vorfindlich ist, (es wird nicht viel sein) bitte ich, in einen Pack zusammen zu thun, und irgendwo aufzubewahren; ebenso vertraue ich Deinem Schutze die ehrwürdige Ruine meines einstigen Claviers.[1] Mein Sparkassenbuch wird auch in Davids Verwahrung gewesen sein, - ich bitte es ebenfalls in Obhut zu nehmen. -

Deiner lieben Frau und den Mädchen danke ich für meinen Theil für die Sorgfalt und Pflege, die sie dem theuren Verblichenen noch angedeihen liessen, herzlichst.

Mit bestem Grusse von mir und Frau

Dein trauernder Bruder Jos. Rheinberger.

 

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[1] die ehrwürdige Ruine meines einstigen Claviers = Rheinbergers erstes Klavier, ein Stehflügel "Leschen, k. k. Hof -Fortepiano - Verfertiger in Wien (ca. 1825), befindet sich nun in der Rheinberger-Stiftung Vaduz.