Isidor Seiss teilt Josef Rheinberger mit, dass eines seiner Werke nochmals gespielt wird.


14.3.1891.

Lieber verehrter Freund!

Vielleicht, dass es Dir heute Abend zwischen 8 u. 9 Uhr ein wenig in den Ohren klingt - Grund: Wir machen nochmals Dein liebes, herziges Quintett,[1] was wir uns ganz in unsre Herzen hineingespielt haben; ich freue mich sehr auf diese Wiederholung, bei der uns sicher noch manches besser glücken wird, wie bei der neulichen ersten Aufführung, wo man doch immer ein wenig unruhig und zweifelhaft ist.

Die bearbeiteten Mozart'schen Variationen[2] habe ich erhalten, morgen will ich sie mir genau ansehen - besten Dank dafür! Sei herzlich und mit der wärmsten Verehrung gegrüsst von Deinem ergebensten

Isidor Seiss.

______________

[1] Dein liebes, herziges Quintett = Quintett für zwei Violinen, Violoncello und pianoforte, C-dur, op. 114, komponiert 1878.
[2] Die bearbeiteten Mozart'schen Variationen = Nachdem Rheinberger 1.883 schon Bachs "Goldberg- Variationen" für zwei Klaviere bearbeitet hatte, gab er 1890 W.A.Mozarts (Zwölf) Klavier-Variationen in B-dur (KtY 500) für den Konzertvortrag frei bearbeitet in gleicher Besetzung heraus (Wo0 5).