Anna Pöhly, die Wittwe von Josef Rheinbergers erstem Musiklehrer, dankt Josef und Fanny Rheiberger für ihre Hilfe (Brief von Franziska Rheinberger in ihr Tagebuch einfügt).


"Von der Wittwe des ersten Musiklehrer von Rheinberger (Pöhly)"[1]
17.4.1891.

Lieber Herr und Frau Rheinberger.

Ich kann nicht Worte finden mit der Feder niederzuschreiben, welche Freuden ich in meinen Herzen endpfand, wie ich den 15.4. Ihnen reichliches Geschenk erhielt; und dabei auch ein Grus, der mich versichert, das ich mit meiner Bitte Ihnen nicht beleidiget habe; der liebe Gott wird es Ihnen vergelten, denn ich eilte gleich in der Kirche zu den Vergelter alles Gute, auf meinen Knien und mit aufgehobenen Händen, bitte der liebe Gott wolle es Ihnen vergelten mit langen Leben und Gesundheit, und Jenseitz mit der unverwelchlichen Krone der Barmherzigkeit; von der Kirche eilte ich auf das Grab meines lieben Gatten, weinte vor Freuden und sagte, mein lieber Gatte, da ruth Deine Irdische Hiele zu verwesen, mit der Du in Deinem Leben unermüdet zum Wohl der lieben Kinder und Menschen gearbeitet hast, und ich arme Witwe in meiner Noth noch hilfe suchen kann, ach bitte auch Du, mein Gatte, dass Er Ihnen es vergelte, denn Du weisst, wie oft sie unsere Herzen erfreut haben in unseren nöthen. Ich wahr durch die so vielen freuden so viel ergriffen, das es mir unmöglich wahr innigsten Dank auf das papir zu bringen. Däglich bei der Heiligen Messe lege ich meine Bitte auf den Altar, das der liebe Gott es Ihnen vergelte, hier und jenseits meinen herzlichsten Dank, Sie haben mein Herz von grossen Kummer enthoben. Ich habe viele schlaflose nächte zugebracht, bis ich es gewagt habe meine Bitte Ihnen zu Füssen zu legen, es wahr mir doch in meinem Innern, ich soll es wagen, denn der liebe Gott ist es, der die Herzen der Menschen regiert; und Ehr hat es auch gethan, sie haben Ihnen ein Schatz hinterlegt bei Gott, den kein Mad fressen kann und kein Dieb stehlen kann; der liebe Gott hat gesagt, wehr barmherzig ist, wird Barmherzigkeit erlangen. Ehr trügt nicht, Ehr helt sein wort, der Glaube helt den Menschen aufrecht und tröstet und durch das wiedersehen.

Ich wiederholle noch einmahl mein herzlichen Dank mit

Hochachtung

Ihr dankschuldige

Anna Pöhli Witwe. [sic].

______________

[1] Rheinberger unterstützte die Witwe Pöhly laufend.