Josef Rheinberger bdankt sich für die Sendung von Eduard Stehle.


München den 27.9.91

Sehr verehrter Freund!

Meinen besten Dank für Ihre Sendung. Vor Allem spreche ich Ihnen meine Freude über die Genesung Ihres Herrn Sohnes aus, der eine so trübe Zeit durchzumachen hatte - gewiss ist dem Papa hiedurch auch eine schwere Sorge vom Herzen! Ihre Werthschätzung meiner f-moll-Messe freut mich umsomehr, als dieselbe von einer gewissen caecilianischen Partei unerhörte Verunglimpfungen erlitt, die mich zwar vollständig kühl liessen, aber Herrn Haberl (dem die Messe dedizirt ist) sehr peinlich berühren musste.

Herr Haberl hatte seinerzeit die Aufmerksamkeit, mir seine Frescobali-Ausgabe zu widmen, was ich durch obige Dedication erwiderte. Das zog ihm von Seite einer Anzahl seiner Vereinsgenossen die grössten Unanehmlichkeiten zu - unglaublich aber wahr!

Die von dem Einsender der Zeitungsnotiz gewünschte Instrumentalmesse ist eben fertig geworden; ich muss mich aber fast bedenken, sie jemand zu widmen,[1] da das mit Gefahr von jener Seite verbunden ist.

MIt den besten Wünschen für Ihr Wohlsein und herzliche Grüsse an Ihren Sohn Ihr hochachtungsvoll ergebener

Josef Rheinberger.

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[1] ...fast bedenken, sie jemand zu widmen = Tatsächlich trägt die Messe in C-dur für Soli, Chor und Orchester, op. 169, keine Widmung.