Josef Renner bittet weiterhin um Verbesserungsvorschläge für seine Werke und bittet um die alte Patitur einer instrumental Messe, falls diese zerstört werden würde.


Bludenz, 13.11.91.

Hochverehrter Herr Professor!

Noch ganz von dem freundlichen Empfange erfüllt, den Sie mir bei meinem Besuche in München zu Theil werden liessen, erlaube ich mir, Ihnen als kleines Zeichen meiner steten Anhänglichkeit, meine neuesten im Druck erschienenen Versuche zu übersenden. Da ich bei meiner Unreife des Rathes noch gar sehr bedarf, wäre ich Ihnen, verehrtester Herr Professor, für etwaige Winke oder Ausstellungen sehr dankbar.

Wie Sie mir mittheilen, und wie ich auch zu sehen Gelegenheit hatte, legen Sie von Ihrer Instrumental-Messe eine neue Partitur an.[1] Sollte die alte Partitur vielleicht dadurch überflüssig werden oder gar die Zerstörung derselben in Aussicht stehen, so wage ich die Bitte, mir in diesem Falle, d.h. wenn meine Annahme sich als richtig erweist, die Partitur zu überlassen. Nur durch die hohe Verehrung, die ich Ihren Werken zolle, glaube ich, diese verwegene Bitte einigermassen rechtfertigen zu können.

Indem ich nochmals für die herrliche Bearbeitung der Mozart-Variationen[2] meinen innigsten Dank ausspreche, und um nachsichtige Beurtheilung meiner beiden Versuche bitte, verbleibe ich

Ihr stets ergebener

Sie innigst verehrender

Schüler

Jos. Renner jun.

 

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[1] ...legen Sie von Ihrer Instrumental –Messe eine neue Partitur an = Die Tatsache, dass die Autographseiten 7 - 10 (Mbs 4639 in der Bayer. Staatsbibliothek München) in anderer Weise als die übrigen Blätter paginiert und nachträglich in die Partitur eingeklebt worden sind, scheint auf eine Umarbeitung zumindest dieses Teiles hinzudeuten. (Vgl. Innen "Thematisches Verzeichnis der musikalischen Werke Gabriel Josef Rheinbergers" Regensburg 1974, 5. 406, und ders. "Gabriel Josef Rheinberger als Antipode des Cäcilianismus" Regensburg 1970, S. 168ff.)
[2] Mozart-Variationen = vgl. S. 131/Z.33.