J. Rheinberger schreibt seinem Bruder Peter, dass es ihm gesundheitlich schlecht geht und er den Tod von Fanny nicht überwunden hat.


München, den 26.1.93

Mein lieber Bruder!

Mit Bedauern entnehme ich Deinem lieben Briefe, dass Du Dich einer neuen Operation unterziehen musstest - das glückliche Gelingen derselben scheint doch Gewähr zu bieten, dass es nun die letzte sei.

Olga ist brav und thätig, schickt sich gut in Alles und ist mir ihre Anwesenheit sehr tröstlich. Wenn es Dir recht ist, möchte ich sie bis auf Weiteres gerne behalten.

Mein eigenes Befinden lässt mich nun die Folgen des vergangenen furchtbaren Jahres sehr empfindlich fühlen. Höchste Nervosität und absolute Schlaflosigkeit sind - nächst meine Übel. Der Verlust meiner lieben Frau wirkt noch ganz betäubend nach, so, dass ich es noch gar nicht zu fassen vermag. Die Theilnahme von Aussen war ganz ungeheuer; noch immer kommen Briefe.

Mit herzlichstem Grusse an Alle

Dein treuer Bruder
Jos. Rheinberger.

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