Isidor Seiss bedankt sich für die Übersendung von Mozarts acht Variationen über das Lied „Ein Weib ist das herrlichste Ding“(KV 613), die Rheinberger am 3.3.1893 für zwei Klaviere bearbeitet hatte (WoO 6)


Köln, 4. Oktober 1893.

 

 

Ich danke Dir herzlichst für die Zusendung Deiner zweiclavierigen Variationen, die mir in ihrem schlichten, vornehmen, klangschönen Character ausnehmend zusagen - ich werde dieselben am nächsten Sonnabend in meiner, Dir ja bekannten Musikalischen Gesellschaft mit unserem ausgezeichneten

Max Pauer[1] vorführen; sei doch so gut, mir zu sagen, von wo und wannen das Thema stammt[2], damit ich am betreffenden Abend auf sicherlich erfolgende Anfragen Bescheid zu geben weiss und nicht gar wie ein unwissender Heide dastehe!

Mit herzlichen Wünschen für Dein Wohlergehen und verehrungsvollen Grüssen verbleibe ich Dein alter

Isidor Seiss[3].

 

 

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[1] Max Pauer = (1866-1945), Pianist, Herausgeber der Klavierwerke Robert Schumanns.
[2] Z. 20: von wo und wannen das Thema stammt = Das Lied „Ein Weib ist das herrlichste Ding“ stammt von Benedikt Schack oder Franz Gerl auf einen Text von Emanuel Schikaneder.
[3] Z. 26: Isidor Seiss = (1840-1905), Pianist, Lehrer am Konservatorium in Köln