Bernhard Scholz bittet Rheinberger um Vermittlung


Frankfurt a. M. 20. Sept. 94

Körnerstr. 16.

 

Geehrter Herr College!

Das freundliche Interesse, welches Sie mir früher für manche meiner Arbeiten ausgesprochen haben, ermuthigt mich zu einer Anfrage und Bitte.

Ich habe eine Orchestersuite „Wanderung“ geschrieben, welche sich in Köln, Zürich u. a. O. im vorigen Winter grossen Beifall errang, und welche im nächsten Winter auch in England und America gespielt werden wird. Sie bringt Stimmungsbilder aus dem Gebirg. Das erste Hauptmotiv ist der Juchzer aus den Berchtesgadener Alpen

(es folgen Originalmusiknoten/)

Ich meine, das Stück würde den Münchenern wohlgefallen. Nun werden Sie wissen, dass ein Musiker wie ich keine Aussicht hat, von Herrn Levy interpretirt zu werden. Deshalb geht meine Anfrage an Sie, ob Sie Herrn Dr. Kaim kennen, der die Symphonie-Concerte veranstaltet, und ob Sie wohl die Freundlichkeit haben wollten, ihn auf meine Suite aufmerksam zu machen. Ich stelle Ihnen dann gern eine Partitur zur Verfügung.

Verzeihen Sie meine Unbescheidenheit und genehmigen Sie freundlichen Gruss Ihres

hochachtungsvoll ergebenen
Dr. B. Scholz.

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