Die „Münchener Neuesten Nachrichten“ vom 12.12.1894 bringen folgenden Bericht über die Aufführung der Sonate in Es op. 178 für Horn und Klavier von Rheinberger


Münchener Neueste Nachrichten vom 12.12.1894

Die Münchener Kammermusik-Vereinigung gab am Montag (10.12.1894) im Museumssaale ihr zweites Konzert. Es wurde mit dem Sextett für Blasinstrumente in Es op. 71 von Beethoven eröffnet....

Hierauf folgte eine neue Sonate in Es op. 178[1] für Horn und Klavier von Rheinberger. Das sich in einer behaglichen, mittleren Sphäre des Empfindens bewegende Werk ist formell meisterlich gebaut. Das Thema des ersten Satzes stimmt überraschender Weise fast notengetreu mit dem Hauptmotiv des Es-Konzertes von Liszt überein.

Ausgezeichnet und durchaus dem Charakter des Instrumentes entsprechend ist die Behandlung des Horns. Herr Hoyer (dem das Werk gewidmet ist) entfaltete auch seine prächtige, volle und weiche Tongebung und seine musikalisch intelligente und individuelle belebte Vortragsweise, um alle Vorzüge der Komposition hervortreten zu lassen. Sehr stimmungsvoll ist das Adagio, das in seiner Stil- und Empfindungsweise an die Adagios der ersten Schaffensperiode Beethoven's erinnert. Das Werk wird voraussichtlich von den berufenen Vertretern des Waidhorns viel gespielt werden. Der Klavierpart bietet dem Ausführenden keine besonderen Schwierigkeiten, ist aber trotz der mehr durchsichtigen Behandlung sehr klangvoll. Herr Bussmeyer spielte mit der ihm eigenen Elastizität des Anschlags und rhythmischen Schärfe und bediente sich dabei eines ganz vortrefflichen Salonflügels der einheimischen Klavierfabrik Mayer & Co. …

Die Zuhörer spendeten den Ausführenden nach allen Tonstücken reichen Beifall; nach der Hornsonate musste der anwesende Komponist auf dem Podium erscheinen, um den Dank der Hörer entgegenzunehmen.

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[1] Sonate in Es-dur für Horn und Pianoforte, komp. 1894.