Ermanno Wolf-Ferrari bedankt sich für Rheinbergers Antwortbrief


Mailand den 2. Jan. 1896

Verehrter Herr Professor!

Ihr werthes Schreiben hat mich ungemein gefreut und überrascht, denn ich hätte nicht geglaubt dass Sie mir antworten würden. Ich danke Ihnen recht herzlich dafür und werde mir erlauben hie und da Etwas Ihnen zu schreiben.

Die Grüsse an Lusani, Terrabugio, Bazzoni, Bochi, Senori werde ich berichten. Tamagalli kenne. ich noch nicht. Hier bleibe ich nur noch einen Monat, ich bin hieher gekommen um noch ein bischen in einer Musikalischen Luft zu sein, ohne gleich nach Deutschland zu gehen.- Ich wollte auch so zwischen hinein sehen ob nicht irgendwo in Italien eine Stellung gäbe für welche ich conkuriren könnte: aber mein Gott um einen Stück Käse giebt es gleich eine Million Mäuse, und ich weiss nicht einmahl von irgend einem Stück Käse. Es ist besser man nimmt die Sachen so lustig man kann. -

Ich denke doch dass Jeder Mensch seinen Weg finden wird, schlecht oder gut, jedenfalls aber immer das beste was geschieht. Unglückliche meistens selbst schuld, wer über die Welt schimpft ist ein Dummkopf, er ist gar zu leicht und bequem. Es hilft aber auch nichts. Seit dem Sommer habe ich eine Oper komponirt und wieder weggeschmissen. Ich bin jetzt in eine Krisis gerathen, wenn ich jetzt wieder eine Note schreibe soll es etwas anderes werden als bis jetzt.

Nun genug, ich versichere Sie, dass Ihr Brief mich gestern ganz glücklich gemacht hat. (Keine Phrase - Wahrheit!) Seien Sie dafür vielmals gedankt! An Sylvester Abend haben Terrabugio, Lusani und Ich auf Ihren Wohl gestossen! Möge das wirklich einen Werth haben!

Halten Sie mich für Ihren nun dankbaren Schüler
Ermanno Wolf-Ferrari.

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