Rheinberger schreibt seiner Nichte aus den Ferien über Gesundheit, Gesellschaft und Pfarrer Büchel


Bad Kreuth 19.7.96

Meine liebe Olga!

Es hat mich recht gefreut, Deinem Briefe entnehmen zu können, dass Deine Heimreise angenehm war. Die lieben Deinen, welche ich Alle herzlichst grüsse, werden auch sehr erfreut gewesen sein, Dich so wohl und munter gefunden zu haben. Ich habe hier auch Alles befriedigend gefunden - Bever und (seit gestern) Rintelens sind eigentlich meine einzigen näheren Freunde. Morgen beginne ich die Molkenkur; meine Schlaflosigkeit ist leider dieselbe wie in München, so dass ich beim Aufstehen immer müder bin als beim Schlafengehen. -

Der Hr. Pfarrer von Triesen hat mir endlich geschrieben; er möchte nun auch noch das „Fürstenlied“, allein ich will es bei den zwei Liedern belassen. Sei so gut und sage (oder schreibe) ihm, dass ich zunächst mit andern Arbeiten beschäftigt, nicht zu jener Aufgabe komme; er möge meinen bewiesenen guten Willen für die That nehmen. Sei so freundlich, alle Leute, die sich meiner noch erinnern, bestens von mir zu grüssen. Dass Du immer so grosse Freude hast, nach Vaduz zu kommen, ist ja natürlich; bei mir ist dies anders - das kannst Du noch nicht verstehen! Letzten Donnerstag war in München ein fürchterliches Gewitter; in den Thurm der Bogenhauser Kirche soll es eingeschlagen haben, dass die gute Frau Sappel gewiss an den jüngsten Tag dachte - ebenso schlug es in verschiedene Münchner Häuser ein. Hier ist mir die grosse Ruhe sehr wohlthätig - ich bin froh, der Renovation unseres Hauses entronnen zu sein. Sage doch der lieben Emma, sie soll nicht singen, bevor sie sich nicht ganz wohl fühlt; im übrigen seid doch nicht so ängstlich! Ich muss für heute schliessen, da die Post schon in einer halben Stunde fährt.

Behüt Dich Gott, lieber Olgus! sei recht heiter in Deiner schönen Heimath!

Dein Dich liebender Onkel
Jos. Rheinberger.

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