Rheinberger berichtet seiner nichte Olga aus Bad Kreuth über Gesundheit und Gesellschaft


 Bad Kreuth den 28.7.97

Meine liebe Olga!

Da heute ein so prächtiger Regentag ist, habe ich schön Zeit, Deinen Brief zu beantworten. Mir geht es ziemlich gut mit der Gesundheit, darf aber noch besser werden. Von näher Bekannten ist nur Baron Völderndorff und Rintelen mit Tochter hier - für mich Gesellschaft genug. Ich trinke Molke, gehe fleissig spaziren und lese, wenn das Wetter schlecht ist. Das Bad ist gesteckt voll, die deutsche Kaiserin war ein paarmal da, was besonders die Damen aufregte. -

Emma schrieb mir vor einigen Tagen - ich lege ihren Brief bei. -

Herma danke ich für ihre Zeilen: Die Dominikaner wurden von ihren Feinden „domini canes“ (Hunde des Herrn) genannt; sie nahmen dies als Ehrentitel, nahmen den Hund in ihr Wappen und gaben ihm eine brennende Fackel (das Licht des Glaubens) in's Maul. -

Timur und der Spatz sollen sich wohl befinden. Gegenwärtig wird das Stiegenhaus gemalt.

Lasse bald von Dir hören! mit herzlichen Grüssen an Alle

Dein Onkel
J. Rheinberger.

______________