Rheinberger schreibt an seine Nichte Olga betreffend Emmas Gesundheit und das Wetter


Bad Kreuth den 13.8.97.

Meine liebe Olga!

Herzlich froh bin ich, dass nun Emma wieder glücklich in Vaduz angekommen ist; möge der Erfolg der langen und von ihr so schwer erkämpften Kur auch ihren Erwartungen entsprechen!

Hier geht es (bei schönem Wetter) sehr lebhaft zu; es kommen dann alle die Vornehmen aus Tegernsee herein und spaziren einem vor dem Fenster auf und ab und bilden sich was ein auf ihre oft unglaublichen Toiletten - so, dass ich dann froh bin, wenn es wieder zu regnen anfängt. Vicar Niederbauer schrieb mir aus Reichenhall, er wäre nun viel lieber in Kreuth - geschieht ihm gerade Recht. Von Ille's weiss ich gar nichts. An Probst habe ich letzthin geschrieben - er hat mir aber noch nicht geantwortet. Binder ist in Adelholzen. Von Ströll erhielt ich einen ausführlichen Brief aus Tarasp; nun ist er wieder in München und muss im Bureau schwitzen, wie Bever auch. Heute hängen die Nebel überall an den Bergen bis auf die Landstrasse herunter wie im November; wenn man Alles zusammenrechnet, so treffen halt doch immer drei nasse Tage auf einen trockenen. Ist es bei Euch ohne Überschwemmung abgelaufen? - Letzthin versuchte ich es, etwas Berg zu steigen - es ist aber besser, es zu unterlassen. Eine „bucklige“ Gegend ist nichts mehr für mich; spaziren fahren kann ich noch am Besten.

Schreibe mir gelegentlich wieder wie es Dir geht und den lieben Deinigen, die ich bestens grüsse. Bis erste Woche September denke ich jedenfalls hier zu bleiben.

Nun behüt Dich Gott, mein lieber Olgus - wie immer

Dein Onkel
Jos. Rheinberger.

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