Max Reger bittet Rheinberger, seine I. Orgelsonate durchzusehen und fragt an, ob er ihm eines seiner Werke widmen dürfe


Weiden, Allee 22, 7.1. 1900

Oberpfalz, Bayern.

Hochgeehrter Herr Geheimrath!

Gestatte mir ergebenst, Ihnen mit diesem Briefe meine soeben erschienene I. Orgelsonate (Fismoll, op.33) zu senden und Sie um gütige Durchsicht dieses meines neuesten Verbrechens gegen Harmonie und Kontrapunct etc.etc. zu bitten. Gleichzeitig erlaube ich mir noch, Ihnen, hochgeehrter Herr Geheimrath, meine aufrichtige Bewunderung für Ihre so grandiosen Orgelsonaten und andern Orgelwerke zum Ausdruck zu bringen mit der Versicherung, dass sich diese meine Bewunderung selbstverständlich auch auf Ihre anderen Werke bezieht, mit welchen Werken Sie die musikalische Welt in so reichem Masse beschenkt haben.

Um nun dieser Bewunderung auch einen sichtbaren Ausdruck zu verleihen, möchte ich Ihnen, hochgeehrter Herr Geheimrath, gerne eines meiner neuen Orgelwerke dedicieren, und gestatte mir hiermit die ergebenste Anfrage, ob Sie die grosse Güte hätten, die Dedikation eines neuen Orgelwerkes. von mir entgegenzunehmen. Das Werk würde ungefähr die Opuszahl 48 oder 49 bekommen; zwei andere Orgelwerke op. 40 a und b sind soeben in Stich erschienen bei Jos. Aibl Verlag in München.

Mit der ergebensten Bitte die Orgelsonate op. 33 gütigst entgegenzunehmen und durchsehen zu wollen und um gütige Nachricht, ob Sie gesonnen sind, die Dedikation eines neuen Orgelwerkes entgegenzunehmen

mit ganz vorzüglichster

Hochachtung und Verehrung

Ergebenst
Max Reger.

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