Carl Grossmann meldet Rheinberger Konzertneuigkeiten aus Berlin


Berlin, 3. Dezember 1899.

Sehr verehrter Herr Professor!

Programme sende ich Ihnen nicht mehr, sonst müsste ich jede Woche mindestens 2 abschicken. Nur soviel, dass vorgestern wieder Prof. Reimann prachtvoll die d-moll Sonate[1] spielte, nachdem er erst kurz vorher die g-moll und die Es-dur gebracht hatte. Dieser und Organist Irrgang (Heil. Kreuzkirche), das sind die fleissigsten, aber auch die anderen Herren sind zu loben (es sei der Ausdruck erlaubt).

Herr Musikdirector Pyllemann (12 Apostel Kirche)

Herr Musikdirector Egidi (Pauluskirche)

Herr Musikdirector Rafael (Lutherkirche)

Herr Musikdirector Dienel (Marienkirche).

Die Orgeln sind überall prachtvoll.

Im Bloch'schen gem. Verein werden fleissig Ihre Lieder gesungen. Das Waldemar Meyer-Quartett kündigt ein Streichquartett von Ihnen an. Das ist eines unserer 3 vorzüglichen Streichquartett: Joachim, Halir, W. Meyer. Meine Schüler spielen fleissig Ihre kleineren Klaviersachen und ich selbst werde mir nächstens Ihr Klavierconzert ansehen, von dem Sie mir einmal schrieben, dass Dunajewski (so war wohl der Name) Furore damit gemacht hatte. Ich hatte neulich die Freude, meinen Jungen (10 Jahre) wegen seiner schönen Stimme und Treffsicherheit in den Leipziger Thomas-Chor aufgenommen zu sehen; dort wird er fleissig Bach studiren.

Verzeihen Sie die wenigen Worte, ich bin sehr beschäftigt und wollte doch gern einige Worte mittheilen.

Ihr alter dankbarer Schüler
Carl Grossmann.

 

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[1] die d-moll Sonate... = 11. Orgelsonate d-moll, op. 147, 19. Orgelsonate g-moll op. 193, 13. Orgelsonate Es-dur, op. 161.