Die Kölnische Zeitung vom 24.2.1900 berichtet über Dalmonicos Bearbeitung des „Wundertätigen Magus“


Stadttheater in Köln

Zur Feier des 300. Geburtstages von Calderon de la Barca brachte unsere Bühne des grossen spanischen Dichters dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen „Der wunderthatige Magus“ zur Aufführung.

Das Stück ist schon früher wiederholt auf deutschen Bühnen gegeben, neuerdings aber mit freier Benutzung der Griesschen Übertragung von dem Oberregisseur unseres Schauspiels, Herrn Karl Dalmonico, neu bearbeitet und für die Bühne eingerichtet worden, in welcher Fassung das Werk in Verbindung mit der melodiösen, dem Stimmungsgehalt desselben getreu nachgehenden Musik von Josef Rheinberger schon in Darmstadt einen grossen Erfolg hatte. Der Bearbeiter legt die Gesichtspunkte, von welchen er bei der Neubearbeitung des Dramas ausgegangen ist, wie folgt dar:

Vor allem galt es, eine für den Bühnengebrauch geeignete Lesart zu schaffen, denn trotz aller Bewunderung, welche Gries wohl mit Recht als Übersetzer gefunden hat, ist doch nicht zu leugnen, dass bei der peinlich genauen Wiedergabe der Formen des Originals sich seine Trochäen oft sehr steif und gespreizt ausnehmen, ein Übelstand, der den Darstellern das Recitiren, den Hörenden aber das Geniessen sehr erschwert.

Hier musste eine kräftige Retouche nachhelfen, um der Sprache die nötige Glätte und einen möglichst natürlichen Ausdruck zu verleihen.

Bei der Einteilung in fünf Aufzüge ergab sich oft auch eine veränderte, scenische Reihenfolge, besonders, da es wünschenswert erschien, für einzelne Vorgänge einen intimeren oder neutralen Schauplatz zu schaffen, manches aber mit Rücksicht auf die Realität einer theatralischen Aufführung umzugestalten und dadurch einem modernen Auditorium glaubhaft zu machen. Entsprechende Kürzungen sind bei der übergrossen Breite des Dramas notwendig gewesen. Von den 3131 Versen der Griesschen Übersetzung (3208 im spanischen Original) sind nicht ganz 2000 stehen geblieben, so dass sich die Handlung, an den lyrischen Stellen von der vielgerühmten Musik Josef Rheinbergers unterstützt, auch für das grössere Publikum interessant und anregend abspielt. -

Am Schluss rief man auch den verdienstvollen Bearbeiter des Werkes und feinsinnigen Leiter der Aufführung, Herrn Oberregisseur Dalmonico, vor die Rampe und bezeugte ihm lebhaften Dank für seine litterarische That.

Die schöne Musik Rheinbergers war unter Emil Lichtenbergers Direktion zu bester Wirkung gekommen.

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