Couplet/Gedicht Rheinbergers über Geheimräte, Sommer 1901


Chor der Geheimräthe

im Sommer 1901 in Bad Kreuth.

Wir haben sehr viel Geld,

drum freut's uns auf der Welt,

des Honigs bester Seim,

das ist das Wort „geheim“.

Kommerzienrath zählt nicht,

das „von“ hat kein Gewicht,

der allerschönste Reim

liegt in dem Wort „geheim“.

Man stehe sehr früh auf,

erwäg der Sonne Lauf,

und wer da kommt zu spät

wird nicht „geheimer Rath“.

Und das ist unser Stolz:

Wir sind aus besserm Holz -

des wahren Werthes Keim

liegt nur im Wort „geheim“.

Man zeig' sich gönnerhaft,

lab' sich an Sektes Saft;

Protektionssalat

ziemt dem „geheimen Rath“.

Man spreche nicht zu viel -

nur im Orakelstyl

dann glauben alle Leut'

man sei besonders g'scheidt!

Dann strebe man recht fein

Ein „Wirklicher“ zu sein;

des Lebens Hoch-Essenz

ist erst die Exzellenz!

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