Bernhard Irrgang stellt sich Rheinberger brieflich als Bewunderer vor und bedankt sich für Sonate Nr. 20.


Berlin, 5. October 01.

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Die mir von Ihrem Verleger in Ihrem Auftrage zugesandte 20. Orgelsonate, für die ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank sage, gibt mir eine willkommene Gelegenheit, Ihnen mich als einen grossen Verehrer und Bewunderer Ihrer herrlichen Orgelmusik vorzustellen.

Ich weiss wohl, dass Ihnen durch Frl. Emmy Rintelen von mir erzählt worden ist, es ist aber schon seit langer Zeit meine Absicht, Ihnen einmal zu sagen, wie ich mit besonderer Freude in meinen Vorträgen, welche ich seit dem 1. Juni 1896 in der Heilig-Kreuz-Kirche veranstalte, Orgelkompositionen von Ihnen zum Vortrag bringe. Ich sage wohl nicht zuviel, wenn ich behaupte, dass von den 222 Concerten, welche ich bisher gegeben habe, circa 150 Vorträge Rheinberger'sche Compositionen aufweisen. Wenn ich nun der festen Überzeugung bin, dass ich am meisten von allen lebenden Organisten Ihre Compositionen öffentlich spiele, so bitte ich Sie, das nicht als eine Überhebung anzusehen, sondern darin nur ein Mass meiner uneingeschränkten Verehrung für Sie, hochgeehrter Herr Geheimrat, finden zu wollen.

Ich übersende Ihnen anbei eine Anzahl von Programmen, in denen Compositionen von Ihnen zum Vortrag gelangt sind und hoffe nur, noch recht lange in der Lage zu sein, Ihre Werke weiten Kreisen bekannt zu machen.

Mit dem nochmaligen Ausdruck meiner hochachtungsvollen Bewunderung begrüsse ich Sie als

Ihr sehr ergebenster
Bernh. Irrgang.

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