Alt-Landesverweser Leopold von Imhof verstirbt bei Salzburg


Nachruf im „Liechtensteiner Volksblatt" [1]

10.5.1922

Leopold Freiherr von Imhof †

Aus Salzburg ist die Nachricht eingetroffen, dass 30. April 1922 Leopold Freiherr von Imhof, fürstlich liechtensteinischer Landesverweser a. D., nach längerem schweren Leiden im Alter von nur 52 Jahren aus dem Leben geschieden ist.

Baron Imhof war der zweitletzte „Landesverweser" [2] des Fürstentums, welches Amt er Anfang April 1914 übernahm. Er war von den besten Absichten geleitet, die sich leider infolge der bald nach seinem Dienstantritt eingetretenen, durch den Weltkrieg veranlassten schweren Zeitverhältnissen nicht in jenem Masse auswirken konnten, wie es der nun Verewigte so gerne gesehen hätte. Obwohl er über eine sehr ergiebige Arbeitskraft verfügte, musste er bald den Grossteil seiner Kraft allein für die Nahrungssorgen des Landes aufwenden, so dass ihm für grössere kulturelle Aufgaben einerseits die Zeit fehlte und andererseits unter den obwaltenden allgemeinen Wirtschaftsverhältnissen auch die sonstigen Voraussetzungen für die Durchführung solcher Aufgaben mangelten. Immerhin war er auch auf diesem Gebiete mit Erfolg tätig, indem z.B. die neue Schlossstrasse [3] unter seiner Amtsführung gebaut wurde, die das erste Stück der heute im Bau begriffenen neuen Strasse nach Triesenberg darstellt.

Von den zahlreichen, von Imhof eingebrachten Gesetzen war wohl das wichtigste, die Landtagswahlordnung von 1918, die anstelle des indirekten Wahlrechtes das direkte Wahlrecht brachte. [4]

Zu einer einlässlichen objektiven Würdigung seiner Tätigkeit als fürstl. Landesverweser ist die Zeit noch zu früh, weshalb wir diese kurzen Zeilen schliessen mit dem Wunsch zum Himmel, dass ihm dort reichster ewiger Lohn zuteil werde. [5]

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[1] L.Vo., Nr. 37, 10.5.1922, S. 1. In den „Oberrheinischen Nachrichten" erschien lediglich eine kurze Notiz zum Ableben von Imhof (O.N., Nr. 36, 10.5.1922, S. 2). Die Todesanzeige vom 1.5.1922 findet sich unter LI LA RE 1922/1990.
[2] Amtsvorgänger von Imhof als Landesverweser war der im Dezember 1913 verstorbene Karl von In der Maur. Nach dem Ausscheiden Imhofs aufgrund der der Vorgänge vom 7.11.1918 („Novemberputsch") folgte ein Intermezzo mit einem provisorischen Vollzugsausschuss unter Martin Ritter und schliesslich im Dezember 1918 die Ernennung von Prinz Karl zum Landesverweser.
[3] Die Regulierung der Bergstrasse von Roten Haus in Vaduz bis zum Schloss Vaduz war in der Landtagssitzung vom 14.12.1914 zur Steuerung der Arbeitslosigkeit einstimmig beschlossen worden. Am 12.1.1916 konnte die neue Schlossstrasse eröffnet werden. Im August 1919 beschloss der Landtag die Fortführung der Strassenregulierung bis nach Triesenberg.
[4] Vgl. das Gesetz vom 21.1.1918 betreffend die Abänderung der Landtagswahlordnung, LGBl. 1918 Nr. 4. Allerdings wurden 3 der 15 Landtagsabgeordneten weiterhin vom Fürsten ernannt.
[5] Imhof war am 3.5.1922 in der Familiengruft in Morzg (Salzburg) beigesetzt worden (vgl. LI LA RE 1922/1990).