Johannes von Brandis verkauft seinem Neffen Rudolf von Sulz seinen Erbteil an den Herrschaften Vaduz, Schellenberg und Blumenegg.


Johannes von Brandis, Dompropst zu Chur und Domherr zu Strassburg, verkauft seinem Neffen Rudolf von Sulz seinen Erbteil an den Herrschaften Vaduz, Schellenberg und Blumenegg für 12'000 Gulden mit der Auflage, die darauf haftenden Schulden zu übernehmen. [1]

14. Juli 1510

 

Wir Johanns fryher von Branndis, [2] herr zuo Vadutz, thuombrobst zuo Chur vnnd thuomherr zu Strassburg der wirdigen styfften, bekennen offennlich vnnd thuond kunndt mengklichem mit disem brief, die jnne ansaeheannd, hoeren oder lesen fur vnns, vnnser erben vnnd nachkomen, das wir frywiligklich, gesundts gemuets, zytiger vorbetrachtung vnnd guotes rats, nit gezwungen noch durch jrrung oder jnn annder weg betrogen noch geuarlich hinderganngen, sunder wissenntlich vnsern schinbaren nutz daruss zuo eruolgen, aygens willens beweget vnder dem tittel aigner fryer vnnd langhar gebrachter ruewiger herlichayt gerechtigkait, vnuerzygner vaetterlicher mueterlicher vnd bruederlicher erbschafft gewer besitzung vnnd genossamkait ains vffrechten staeten ewigen besteanntlichen verkouffs ze kouffen geben haben vnd geben hin von vnser, vnser erben vnd nachkomen hand besitzung nutzung gewer vnd gewalt jn aller bester wys mass vnd form, damit wir solichs rechtlichost vnd krefftigest thuon kunen soellen oder muegen, vnd mit krafft vnd vrkund ditz briefs dem wolgebornen Ruodolffen grauen zuo Sulz, [3] landtgrauen jm Kleggew, [4] vnserm fruntlichen lieben vettern, sinen erben vnd nachkommen vnsern erbtayl vnd gereachtigkait diser nachgeschryben herrschafften, die wir fuer fry aygen ererbt haben. Namlich zuo Vadutz, allten vnd nuwen Schellennbearg[5] am Eschinerberg[6] vnd zu Bluomnegg [7]mit sambt den schlossen, burgstallen doerffern lannden luten hohen vnd nydern gerichten zwingen bennen lehen gaystlichen vnd weltlichen, zoellen stueren gefellung nutzung gerechtigkait vogtyen diensten fraeueln buossen mullinen muelstetten wiltpennen fyschentzen steinbruchen waelden hoeltzern foersten wassern wasserflussen vnd allem anderm, so dartzuo vnd darjnn gehoert oder gehoeren mag von recht oder gewonhait, wie dann das alles an vnser vordern vnd demnach erblich an vns komen vnd geuallen ist, doch mit den beschwearden zinsen lybgedingen vnd versatzungen, die dann vormavls vff die gedachten herrschafften vnd jrn nutzungen gemacht vnd jearlichs darab gond vnd gan soellen, die sich jearlichen vnd yedes jars zuo bezalen betreffen vngeuavrlich vff ainliff [8] hundert guldin, dero gedachter gravff Ruodolff vnser vetter nuon furohin jerlichen zuo bezalen fur sich vnd sine erben behafft sin sol. Veber solich beschwerd zinss vnd lybding der obgeschribnen herrschafften vnd jrrer zuogehoerungen wir obgenanter Johanns fryherr von Brandis etc. als verkouffer geben die vberture vnsers tayls der bemealten herrschafftenn mit jren vorgemelten zuogehoerungen jnn des vorgenanten Ruodolffen grauen zuo Suls etc. vnnsers vettern, siner erben vnd nachkommen hand vnd gewalt vnd ze kouffen recht vnd redlich, wie obstat, vmb zwoelff tusent guldin Rinisch guoter vnd genaemer an gold, dero wir von dem genanten vnserm vettern von Suls samenthafft gantz vnd gar wolbezalt vnd geweart sind vnd in vnsern nutz vnd frummen beweandt vnd vnsern schaden damit furkumen haben. Hierumb so setzen wir den benanten kouffer jn recht ruewig nuetzlich jnhablich gewalt vnd gewear der vorgeschryben herrschafften mit sambt der schlossen burgstallen doerffern landen vnd lueten rechten gerechtigkayten herrlichayten vnd allen andern stucken dartzuo gehoerend, wie obstat. Also das er, sine erben vnd nachkomen hinfuro ewigklich die jnhaben nutzen, niessen, besitzen, besetzen, verpfrunden, verkouffen vnd versetzen, damit hanndlen thuon vnd lassen soellen vnd mugen als mit anndern jeren aygnen herrschafften landtschafften lueten vnd guetern vnd als diss vnser vordern bis an vns gethan vnd hinfuro wir jemer gethuon koenden soelten oder moechten, des von vns, allen vnsern erben vnd nachkommen vnd meangklichen von vnsern weagen vngesumbt vngejrt vnuerhindert vnd ane arglist vnd geuaerd. Wir obgenanter verkouffer gereden vnd versprechen fuer vns, vnser erben vnd nachkomen, des benanten kouffers, aller siner erben vnd nachkomen diss kouffs vnd der gemelten vnser aygnen herrschafften schloss burggstalen doerffern landen lueten rechten gerechtigkayten herrlichhayten vnd aller andern stucken dartzugehoerend, wie obstat, aller sonder vnd sambt fuer recht fry vnuerkumbert ledig vnd aygen, vssgenomen die zinss vnd lybgeding, wie obgemelt ist, recht wern zuo sin hinnanthin gegen mengklichemm vnd an allen stetten, wo sye des bedurffend als recht ist. Vnd vmb das der selb kouffer, syne erben vnd nachkomen diss kouffs vnd aller hierjnn begryffnen artigkl dest sicherer syen vnd sich destbas gefroewen muegen, so beuelhen wir den luten der obbestumbten herrschafften vnd hohen vnd nydern gerichten zuo Vadutz, zuo allten vnd nuwen Schellenbearg am Eschnerberg vnd zuo Bluomnegg, das sye jme, dem benanten kouffer, synen erben vnd nachkommen hinfur schweren hulden vnd mit zinsen sturen tagwenen herrlichayten vnd andern gereachtigkayten, wie obstat, gehorsam vnd gewertig sin jnn aller mass sye vormals vnsern vordern von Brandis vnd vns geweasen sind vnd hinfuro [sin] soelten. Vnd wann sye das thuond also vnd anders nit, so sagen vnd lassen wir obgenanter verkouffer fur vns, vnser erben vnd nachkommen die gemealten vnser lut, alle erben vnd nachkomen zuo ewigen zyten aller pflichten vnd ayden, damit sye vns bissher verwandt geweasen sind, gar vnd gantz quit fry vnanspreachig ledig vnd los. Wir vorgenanter verkouffer entzihen vnd entsetzen vns, all vnser erben vnd nachkommen der obgeschribnen vnser erbtail gereachtigkait vnd herrlichait der obgedachten aygnen herrschafften schlossen burggstallen doerffern landen vnd luten vnd aller anderer stucken dartzuo gehoerennd, wie obstat, aller sonder vnd sambt vnd aller rech[n]ung vordrung besitzung nutzung niesse gewere ansprach vnd gerechtigkait, so wir dartzuo haben, gar nut vssgenomen, zuo ewigen zyten wider alles widerrueffen, dann wir vns dero nach aller notdurfft verzygen haben in der besten wys form vnd mass. Also das wir, vnser erben vnd nachkomen, och meangklichs von vnsern weagen, wider solichen kouff jmmer vnd ewigklich dehainerlay jnnred vnd exception haben woellen, wie die jmer genant werden moechten, jnnsonnder der jnred vnd exception, das in gemainer jnred vnd exception nit begriffen werden, sonder jnred vnd exception, dero wir aller fur vns, vnser erben vnd nachkomen also entzigen haben by vnsern globen zu guoten truwen, an geuaerd. Vnnd des alles zuo warem offem vrkund vnnd merer sicherhait so haben wir obgemealter Johans fryherr von Brandis etc. verkouffer vnser aygen jnsigel hiefur gehenckt an disen brief vnd zuo merer gezugknuss gebetten vnd erpetten die edlen vesten Cunradinen von Marmels [9] zuo Rotzuns [10] vnd Ruodolffen von Marmeals, [11] der zyt burgermaister zuo Chur, das sy zuo merer krefftigung diss kouffs jr aygen jnsigel, doch jnen vnd allen jren erben an schaden, hand offenlich gethan, och hencken an disen brief. Der geben ist vff sant Margrethen der hayligen jungfrowen abend, als man zalt nach Cristi vnnsers lieben herren geburt funffzehenhundert vnd jn dem zehennden jare.

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[1] Or. (A), HHStA Wien, AUR 1510 Juli 12. – Pg. 40/58 (Plica 5) cm. – 3 Siegel abh. – Rückvermerk (19. Jh.): Kaufbrief Johann Freyherren von Brandis gegen Graf Ruedolphen zue Sulz vmb diedreÿ Herrschaften Vaduz, Schellenberg vndt Bluemenegg. De dato an St. Margrethen abendt 1510.
Abschrift: VLA Bregenz, Hds. u. Cod. RH Blumenegg 160, S. 14ff.
Druck (Auszug in moderner Übertragung): Seger, Otto. Aus den Zeiten des Herrschaftsüberganges von Brandis zu Sulz und von Sulz zu Hohenems (JBL 60), S. 36f. (irrt. zum 13. Juli 1510).
Zur Datierung: Da der (nicht genannte) Ausstellungsort der Urkunde wohl im Gebiet zu suchen ist, in welchem die Datierungsangabe St. Margarete auf den 15. Juli fällt (Basel, Chur, Konstanz, Strassburg), wird sie folglich auf den 14. Juli datiert.
[2] Johannes v. Brandis, *1456-†1512, seit 1483 Churer Dompropst.
[3] Rudolf V. v. Sulz am Neckar (nö. Oberndorf BW, D), ca. 1478-†1535.
[4] Klettgau, badisch-schweiz. Landschaft w. von Schaffhausen.
[5] Die Burgen under (alt) und ober (neu) Schellenberg, Gem. Schellenberg.
[6] Hügelzug im Liechtensteiner Unterland mit den Ortschaften Eschen, Gamprin, Mauren, Ruggell und Schellenberg, bezeichnetauch die ehemalige Herrschaft Schellenberg.
[7] Blumenegg, Gem. Thüringerberg, Vorarlberg (A).
[8] einlif, ainlif: elf (Idiotikon)
[9] Conradin v. Marmels (Marmorera, Kr. Surses, GR, CH), *1448-†1518, ab 1483 Pfandinhaber derHerrschaft Rhäzüns.
[10] Rhäzüns, Gem. u. Kr. GR.
[11] Rudolf v. Marmels, *ca. 1460-†1553.