Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein befiehlt Johann Franz Paur [Bauer], den fähigsten Bewerber als neuen Landwaibel einzusetzen. Der Fürst erklärt, dass er keinerlei Interesse am Kauf der Pfandherrschaften Feldkirch und Neuburg hat.


An schellenbergischen verwalter.[1] 

Anstatt des verstorbenen landtwaybl werdet ihr auß denen sich a--umb disen dienst.--[a] anmeldenden 4 pershonen den tauglichsten außklauben und gegen einlegung einer caution, wan solche sonsten gewöhnlich, beeydigen und für einen landwaybl vorstellen, uns aber daß jurament[2] und instruction zu unßer nachricht gehorsamst einschicken. Das wir die oberösterreichische pfandtsherrschafften Feltkirch[3] und Newburg[4] mittelst merklicher vermehrung des pfandtschillings an uns zu bringen begriffen wären, ist mehr ein lehres spargiment[5], alß wir noch daß geringste deßentwegen negotiieren[6] laßen, und zwar umb so vill weniger den pfandschilling augmentiren[7] köntten, weillen uns der zustand selbtiger herrschafften nicht bekandt. Die haubtquittung auf die 115.000 fl.[8] kauffschilling b-- von ihr liebden[9] dem herrn abbten zu Kempten[10] außgeferttiget, vernehmen gern und werden solche mit nechsten anhero erlautten.

Hirin, etc.

Wienn[11], den 24. Junii 1699.

Schubert[12], manu propria.--[b] /

[Rubrum]

An schellenbergischen verwaltern, damit er auß innen bemelten 4 pershonen die tauglichste außklaube und behörig beeydige.

Wien, den 24. Junii 1699.

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[1]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.
[2]Amtseid.
[3]Feldkirch (A).
[4]Neuburg in Koblach (A).
[5]ausgestreutes Gerücht.
[6]verhandeln.
[7]vermehren.
[8]fl. = Gulden (Florin).
[9] Liebden = schriftliche und mündliche Anrede unter Fürsten (hohen Adeligen).
[10] Rupert von Bodman (1646–1728) war von 1678 bis 1728 Fürstabt von Kempten und ab 1681 kaiserlicher Verwalter von Vaduz und Schellenberg. Vgl. Otto Seger, Rupert von Bodman, Fürstabt von Kempten, in seinem Wirken für unser Land. In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1978; Paul Vogt, Der 18. Januar 1699 – Wendepunkt in unserer Geschichte? In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1999.
[11]Wien (A):
[12]Unbekannte Kanzlist in Vertretung für Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

 


[a]--aNachtrag am linken Rand. 
[b]--bNachtrag am linken Rand.