Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein schreibt Johann Franz Paur [Bauer], dass er dem Kauf der Weinfässer und der dess Renn- und Schmelzhofs zustimmt.


An schellenbergischen verwalter.[1] 

Auf ewer bishero eingeschribte relationes consentiren[2] wir gnädig, das ihr die uns specificirte[3] weinväßer in eysern bandt, wan solche in holz noch frisch und reiff vermischt sein, nicht weniger den Schmoltz-[4] und Rennischen[5][a] Hoff von denen intraden[6] der herrschafft Schellenberg[7] erkauffen möget, zumahlen glauben, das doch seithero etwaß renthiert[8] sein wird, welches uns zu berichten ist.

Wan es nit herkommen, daß der landtamman vor sich selbsten und ohne vorwießen des ambts steuern anlegen kan, ist gantz billich, das ihr solches anthet und dergleichen eingriffe nicht gestattet.

Die quittung über den kauffschilling pro 115.000 fl.[9] haben jüngst auch der herr graffen von Hohenembs[10] empfangen, und erwartten nur noch die partienter[11] quittungen der den Pündtneren[12] bezahlten capitalien, weßent- / wegen der herr abbten zu Kempten[13] mit heutiger post meinen, damit es zu keiner vergeßenheit gestellet werde. Übrigens folget hierbey das verlangte schellenbergische amtbs-sigill und auch solle die instruction auch nachfolgen.

Feldsperg, den 3. Octobris 1699.

Schubert[14], manu propria[15].

[Rubrum]

An schellenbergischen verwalter. Damit er die specificirte weinvösser in eysernen band, nicht weniger den Schmeltz- und Rennischen Hoff von denen intraden der herrschafft Schellenberg erkauffe.

Feltsperg[16], 3. Octobris 1699.

 


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[1]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.

[2]relationes consentiren“: Berichten gewähren. 

[3]aufgelistete

[4] Schmelzhof, Mauren. Vgl. Hans Stricker (Leitung), Toni Banzer Herbert Hilbe (Bearbeiter), Liechtensteiner Namenbuch (LNB). Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 3, S. 493.

[5]Rennhof, Mauren. Vgl. LNB, Ortsnamen Bd. 3, Vaduz 1999, S. 474.

[6]Einkünften.

[7]Schellenberg (FL).

[8]Gewinn erbracht.

[9]fl. = Gulden (Florin).

[10] Jakob Hannibal III. Friedrich Graf von Hohenems (7. März 1653–12. August 1730, Wien) war ein Sohn von Franz Wilhelm I. (1627–1662) und Eleonora Katharina, geb. Landgräfin von Fürstenberg, (gest. am 18. Februar 1670). Er war verh. mit Anna Ämilia Freiin von Schauenstein-Ehrenfels (1652–1734). Kinder: Hermann Ferdinand Bonaventura (1678, bald gest.), Ämilia Antonia Carolina (Charlotta) (1680–1752), Anna Maria (geb. 1680), verh. mit Johann Adam Freiherr von Behlen, Eleonora Katharina (getauft am 12. März 1682 in Schaan, bald gest.), Maria Franziska (geb. 1682, bald gest.), Maria Anna (geb. 1684, bald gest.), Franz Wilhelm Rudolf (1686–1756), Josef Leopold (1691, bald gest.), Bartholomaeus Ulrich (gest. 1692). Vgl. Joseph Bergmann, Die Reichsgrafen von und zu Hohenembs in Vorarlberg. Dargestellt und beleuchtet in den Ereignissen ihrer Zeit, vom Jahre 1560 bis zu ihrem Erlöschen 1759. Mit Rücksicht auf die weiblichen Nachkommen beider Linien von 1759–1860, Wien 1860, S. 112; Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 9, Hibler – Hysel, L. C. Zamarski, Wien 1863, S. 189; Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschaften und Künste, Bd. 13, Hi – Hz, Leipzig 1739, S. 526.

[11]geteilten.

[12]Graubündnern.

[13] Rupert von Bodman (1646–1728) war von 1678 bis 1728 Fürstabt von Kempten und ab 1681 kaiserlicher Verwalter von Vaduz und Schellenberg. Vgl. Otto Seger, Rupert von Bodman, Fürstabt von Kempten, in seinem Wirken für unser Land. In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1978; Paul Vogt, Der 18. Januar 1699 – Wendepunkt in unserer Geschichte? In: Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz 1999.

[14]Unbekannte Kanzlist in Vertretung für Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Wurzbach, Bd. 15, Leon – Lomeni, Wien 1866, S. 127.

[15]eigenhändig.

[16] Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).

 


[a] Nachtrag in der linken Spalte.