Johann Franz Paur [Bauer] berichtet dem Fürsten Johann Adam Andreas von Liechtenstein, dass das sogenannete Rädelmayerische Haus zu einem überhöhten Preis zu kaufen wäre und dass er Quittungen von bezahlten Schulden mitschickt [diese sind nicht vorhanden].


Durchleuchtigester fürst.

Gnädigester fürst und herr, herr, etc., etc.[1] 

Ewr hochfürstlich durchlaucht geruehen sich auß angebundenen von dem fürstlich kemptischen subdelegierten[2] herren cammerdirectore Motzen[3] eingeloffenen originalschreyben und beygehendten quittungen die vernere verwendung deß schellenbergischen kauffschillings und waß weithers auf den vaduzischen verschoben worden seye, underthänigst referieren[4] zue laßen.

Die Rädelmayerische[5], vor der statt gelegene behausung, ist endtlichen fayl gebotten, dabey aber undter annectierten[6] noch anderen bedingnußen umb 7000 fl.[7] æstimiert[8] worden. 4anti poenitere nemo emit.[9] 

Vorabgewichene wochen habe ich ein newes hochgericht setzen lassen, coincidenter[10] gehorsamest erinnerendte, daß die schellenbergische regalia[11] von ihro mayestät[12] denen ehemahligen kayserlichen confirmationen[13] nach bestetigen zue lassen, die zeith / verhanden mechte, welliches zue underthänigster meiner empfehlung unerhallten sollte.

Ewr hochfürstlich durchlaucht.

Feldtkhirch[14], den 6. Decembris 1699.

Underthänigst, threw, gehorsamster diener.

Johann Franz Paur[15], manu propria[16]. /

[Rubrum]

Præsentatum[17], den 17. Decembris 1699.

Schellenbergischer verwalter sendet annoch etliche quitungen von contentirten creditoribus[18]; die Radelmayerische behausung seye fail.

[Adresse]

Dem durchleuchtigesten fürsten und herren, herren Johann Adam Andreas, deß Heyligen Römischen Reichs[19] fürsten und regiereren deß hauses Lichtenstein von Nickholspurg[20], in Schlesien hertzogen zue Troppaw[21] und Jägerndorff[22], ritteren deß Guldenen Flüsses[23], der römisch kayserlichen mayestät etc., etc. würkhlichen geheimen rath und cammeren, etc., ihro durchlaucht, meinem gnädigesten herren, etc.

Wienn[24] per[25] Feldsperg[26].[a]

 


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[1] Johann Adam I. Fürst von Liechtenstein (30. November 1656–18. Juni 1712). Vgl. Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 15, Leon – Lomeni, L. C. Zamarski, Wien 1866, S. 127.

[2]Abgeordneten.

[3] Lic. jur. Johann Jakob Motz war fürst-kemptischer geheimer Rat und Kammerdirektor. Vorläufig kein Nachweis.

[4]berichten.

[5]Die Familie Rädlmayer war eine alte Bürgerfamilie in Feldkirch. Vgl. Karl Heinz Burmeister, Geschichte der Stadt Feldkirch. Kulturgeschichte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Sigmaringen 1985, S. 230.

[6]angefügten.

[7]fl. = Gulden (Florin).

[8]geschätzt.

[9]4anti poenitere nemo emit.“: Das Vierfache kauft bedauerlicherweise niemand. 

[10]übereinstimmend.

[11]Hoheitsrechte.

[12]Leopold I. (9. Juni 16405. Mai 1705) aus dem Hause Habsburg, war von 1658 bis 1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie König von Ungarn (ab 1655), Böhmen (ab 1656), Kroatien und Slawonien (ab 1657). Vgl. Kerry R. J. Tattersall, Leopold I., Wien 2003.

[13]Bestätigungen.

[14]Feldkirch (A).

[15]Johann Franz Bauer [Paur] (gest. 1715/16) studierte ab 1670/71 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau. Als Dr. beider Rechte machte er Karriere als Oberamtmann des Reichsstifts Rottenmünster und ab 1688 in hohenemsischen Diensten. Von 1699 bis 1715 war er fürstlich liechtensteinischer Amtmann und Verwalter der Herrschaft Schellenberg. Ab 1700 veranlasste er den Kauf zweier Brandstätten in Feldkirch und ließ auf diesen das fürstlich liechtensteinische Haus errichten, in welchem er bis zu seinem Tod wohnte. Vgl. Brief an den fürst-liechtensteinischen Buchhalter Nowak betreffend den Nachlass von Johann Franz Paur und das Haus in Feldkirch, Konz., Schloss Judenau 1716 August 3, SL-HA, unfol.; sowie die gesamte Verwaltungskorrespondenz Paurs mit Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein von 1699 bis 1712, SL-HA, H 2609, 2010, 2611; Karlheinz Burmeister, Johann Franz Bauer, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Projektleiter: Arthur Brunhart; Red.: Fabian Frommelt ...[ et al.], Zürich 2013, Bd. 1, S. 72.

[16]eigenhändig.

[17]Vorgelegt.

[18]bezahlten Kreditgebern.

[19] Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den kaiserlichen Herrschaftsbereich vom Mittelalter bis zum Jahre 1806. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft als Gottes Heiligen Willen im christlichen Sinne zu legitimieren. Zur Unterscheidung vom 1871 gegründeten Deutschen Reich wird es auch als das Alte Reich bezeichnet. Vgl. Klaus Herbers, Helmut Neuhaus, Das Heilige Römische Reich – Schauplätze einer tausendjährigen Geschichte (843–1806). Böhlau-Verlag, Köln-Weimar 2005.

[20]Nikolsburg (Mikulov), Stadt (CZ).

[21]Troppau (Opava) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Troppau (CZ).

[22] Jägerndorf (Krnov) war die Residenzstadt des ehemaligen Herzogtums Jägerndorf (CZ).

[23] Der Orden vom Goldenen Vlies (Flüss) ist ein burgundischer Ritterorden.

[24]Wien (A).

[25]nach.

[26] Feldsberg (Valtice), Stadt (CZ).

 


[a] Darüber ist ein rotes Lacksiegel aufgedrückt.